Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1944, Blaðsíða 243
NORDISCHE HANDELSPOLITIK
213
gefiihrte Arbeitsteilung — z. B. hinsichtlich der Textilien, wo
Norwegen die gröberen, Schweden die feineren Waren herstellte
— wurde damit illusorisch. Um das Schicksal der Zwischenstaats-
ordnung zu verstehen und zu beurteilen, muss man zweifellos
ein Hauptgewicht darauf legen, dass sie in ihrer ganzen Struktur
an einer chronischen Schiefheit litt, einer Schiefheit, die darin
begríindet war, dass, wie bereits gesagt, das norwegische Zoll-
niveau niedriger lag als das schwedische. Allerdings war der zoll-
freie Umsatz zwischen den beiden Lándern auf Waren norwegi-
schen und schwedischen Ursprungs beschránkt, aber Norwegen
hatte den Vorteil, dass es Rohstoffe und Halbfertigwaren zu nie-
drigeren Preisen beziehen konnte als Schweden. Die schwedische
Industrie erhob unter diesen Verháltnissen stándige Klagen íiber
die norwegische Konkurrenz. Dass die Lurcht vor der Konkur-
renz von dieser Seite herriihrte, kann nicht umhin iiberraschend
zu wirken. Wie dem nun auch sei, das Endergebnis war jeden-
falls dies, dass die schwedische Industrie ihre Wunsche durch-
setzte und der norwegische Markt aus ihrem inlándischen Um-
satz ausschied. Das Schicksal der Zwischenstaatsordnung hat so-
mit zur Evidenz erwiesen, dass eine dauernde und haltbare Zoll-
union auf der Voraussetzung beruht, dass nicht nur die Zolltarif-
sátze im gegenseitigen Handelsverkehr zwischen den betreffen-
den Lándern aufgehoben werden, sondern auch die Industrie der
einzelnen Unionslánder in zollpolitischer Beziehung dem Aus-
lande gegeniiber ganz gleichen Bedingungen unterworfen ist.
Ein einzelnes bescheidenes Ergebnis zeitigten jedoch alle diese
zollpolitischen Erörterungen. Die Meistbegiinstigungsklauseln, die
von grosser Bedeutung sind, wenn die Entwickelung sich in libe-
raler Richtung bewegt, sind ein Hemmschuh fiir eine regionale
Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Lándergruppen. Die ein-
zelnen Lánder können sich nicht gegenseitige Sondervorteile ge-
wáhren, ohne dass dritte Staaten derselben teilhaftig werden. Die
Meistbegiinstigungsklauseln sind somit ein Hindernis fiir eine in-
nere handelspolitische Zusammenarbeit zwischen den nordischen
Lándern.
Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wurde deshalb in eine
Reihe von nordischen Vertrágen eine sogenannte nordische Vor-
behaltsklausel aufgenommen. Man beabsichtigte auf diese Weise
die Meistbegiinstigungsklausel ausser Kraft zu setzen, insofern es
sich um Sondervereinbarungen zwischen den nordischen Lándern
handelte. M. a. W. wenn die nordischen Lánder in gewissen Be-
ziehungen sich gegenseitig eine bevorzugte Stellung gewáhrten,