Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1985, Blaðsíða 177
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Das richtige Verståndnis dieser Stelle setzt zuerst einmal die Erorte-
rung ihrer grammatischen Konstruktion voraus; das ist in keiner der
obenerwåhnten Arbeiten geschehen (Bugge bemerkt nur gerade, dass
er innan zu ganga zieht). Heusler36 hat sich dagegen im Rahmen einer
Besprechung von Gerings Worterbuch - bei ganga - kurz damit be-
fasst. Er stellt innan zu illz umfyld, weil es so dicht bei dieser Fiigung
stehe. Diese knappe Argumentierung erscheint nicht stichhaltig. In
der iibrigen Strophe ist nirgends in einem vorausgehenden Kurzvers
eine nåhere Bestimmung zu einer im folgenden Kurzvers enthaltenen
Fiigung gegeben, vielmehr sind die einzelnen Kurzverse in sich ab-
geschlossen: aptan hvem, ganga å bed, sveipr i ripti usw. Dies gilt im
iibrigen fur das ganze Lied. Ferner muss bei Heuslers Interpretation,
da er wie ersichtlich aus der Ubersetzung in Thule isa und igcla iiber-
tragen fasst, ganga als Verb ohne jede Ergånzung betrachtet werden
(ging fur sich). Kuhn37 gibt hierfiir keinen Beleg im Worterbuch,
ebensowenig Gering38; die bei Fritzner39 angegebenen Belege haben
eine andere Bedeutung, z.B. Gråg. 355,3 pd at hann gangi eda standi.
Die von Heusler angenommene Bedeutung von ganga erscheint zwei-
felhaft. Zudem ist die Setzung von innan bei iibertragener Bedeutung
von isa und igcla nicht erforderlich. Etwas anderes ist es, wenn z.B.
Baetke40 in seinem Worterbuch innan sjukr anfiihrt, kann man doch
auch “åusserlich” krank sein, wie einen Beinbruch haben. Moglich
wåre hochstens emphatische Setzung von innan. Die obenangefiihrten
Grunde sprechen jedoch dagegen: Entsprechend der natiirlichen
33 Johan Fritzner: Ordbog over det gamle norske sprog. Oslo 1954 (Neudruck) 2.
Bd., S. 215 und 243. Im Ergånzungsband (hg. v. Finn Hødnebø, Oslo 1972) findet sich
unter iss nichts dariiber Hinausgehendes, dagegen wird unter jokull (S. 187) auf hard-
ydgis jokull - das hier noch zu besprechen sein wird - hingewiesen.
34 Walter Baetke: Worterbuch zur altnordischen Prosaliteratur. Ausgabe Darmstadt
1976, S. 308 und 315.
35 Hugo Gering: Vollståndiges Worterbuch zu den Liedern der Edda. Halle/Saale
1903, S. 531; Gering setzt das Wort Iss, mit einem Fragezeichen versehen, unter dem
Genitiv (iibertragene Bedeutung) an, dasselbe tut er S. 539 bei jokull.
36 Andreas Heusler in: ZfdA 50(1908), Anzeiger 32, S. 159. Dasselbe tun Detter-
Heinzel (vgl. Anm. 23a) S. 462.
37 Kuhn (vgl. Anm. 30) S. 70f.
38 Gering (vgl. Anm. 35) S. 319ff.
39 Fritzner (vgl. Anm. 33) Bd. 1, S. 544ff.
40 Baetke (vgl. Anm. 34) S. 306.