Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1985, Blaðsíða 186
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iibernommen hat81, kann das damit zusammenhången, dass er einfa-
cher schrieb als Augustin. (Denkbar wåre auch, dass im Werk Augu-
stins an anderen Stellen nur duritiae glades gebraucht wåre.) Dass
aber Augustin bei hardydgis jokull auf jeden Fail im Spiel ist, zeigen
die Stellen Mar.s. 170, 12 (466,12) frosin af stinnvm hardydgisiokli,
dort ist nåmlich das Hendiadyoin Augustins - duritiae rigorem gla-
tiemque: das harte Eis der Verstockung82 - stilgerecht im Islåndischen
mit stinnvm hardydgisiokli wiedergegeben. Dass im ubrigen Augustin
in Island wohlbekannt war, zeigt seine mehrfache Erwåhnung in der
Mariu saga wie auch in vielen anderen Werken. Trotzdem ist Augustin
natiirlich nicht die einzige Quelle. Ganz abgesehen davon, dass wie
gezeigt im Himmelfahrtspassus sehr verschiedene Elemente verarbei-
tet sind und der Zusammenhang mit der zeitgenossischen Marienlehre
deutlich ist, kommt hinzu, dass sich die Eis- und Kåltetheologie des
Augustin auf Gott bezieht, dass sie aber beim Islander auf Maria
bezogen ist. Ferner ist an den engen Zusammenhang von Mariae Him-
melfahrt und Hohelieddeutung zu erinnern. Damit miisste fur den
islåndischen Text wenn nicht Thomas selbst, so doch zumindest die
Quelle(n) beniitzt sein, auf der er selbst in diesem Zusammenhang
sein Werk aufgebaut hat.83
81 Auch das Mittelalter kannte noch den Begriff des Hendiadyoins, das zeigt z.B. das
im Mittelalter weitverbreitete ‘Doctrinale’ des Alexander de Villa-Dei (1199), hg.v.
Dietrich Reichling, Berlin 1893, S. 174: sic hendiadim tibi formo: armatumque virum
designo per arma virumque; einer der beruhmtesten Vergilverse diente also als Beispiel.
Zum Doctrinale vergleiche man auch: Karl Langosch: Lateinisches Mittelalter. Darm-
stadt 1975, S. 51.
82 Ob hardydgis jokull bereits als Kompositum oder als Fiigung mit vorangestelltem
Genitiv zu verstehen ist, låsst sich nicht ohne weiteres entscheiden; der vorangestellte
Genitiv wird in der geistlichen Literatur ofter zur Hervorhebung eines Begriffes be-
ntttzt. Unger schreibt es zweimal, offenbar entsprechend der Handschrift, nicht zusam-
men (399,14 und 466,12).
83 Da ist natiirlich einmal die patristisch-mittelalterliche “Eis- und Kåltetheologie” zu
nennen, auf die Thomas selbst hinweist durch die Erwåhnung von auster und aquilo
(Pitra [vgl. Anm. 49] Bd. 2, S. 63,18 und 20,21). Die Anwendung dieser Theologie auf
Maria wurde moglich durch die Beniitzung des Sonnenvergleichs, wie er im Hohenlied
gegeben ist. Die Art, wie Thomas darauf hinweist (Pitra S. 63,30): Possunt autem et ista
omnia (die vorher angefiihrten Verse) significare beatitudinem gloriosae Mariae Virginis
konnten daran denken lassen, dass er vielleicht nicht der erste war, der Maria mit diesen
Funktionen ausgestattet hat. Auch ist es nicht besonders einleuchtend, dass neue theo-
logische Ideen zum erstenmal in einem “naturwissenschaftlichen” Werk, wie es ‘De
naturis rerum’ ist, dargelegt wurden. Es ware u.a. denkbar, dass das z.B. schon miind-
lich geschehen wåre, wie etwa in Predigten usw. Die Verbindung von Flohemlied und
Mariae Himmelfahrt ist wie erwåhnt alt.