Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1985, Blaðsíða 192
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zweiten Fassung der Nikolaus saga unterscheidet. Hierfur gibt es wei-
tere Charakteristika; wenn im Passus 60,12 vom reuigen Siinder die
Rede ist, der zu Maria kriecht, so wird z.B. in der florissanten Version
des Theophilusmirakels nicht nur vom Kriechen des reuigen Theophi-
lus gesprochen (413,17/18), sondern hier will auch Maria(!) kriechend
Jesus um Gnade flir Theophilus bitten (417,8ff.). Angesichts der vor-
gelegten Tatsachen erscheint ein Ansatz des Himmelfahrtspassus in
Nåhe zu den Werken, in denen sich die anderen Beispiele der Verwen-
dung von hardydgisjokull, folkvåpn, talars key ti finden, also um 1300,
nicht gerechtfertigt; auch der Hinweis auf die (unvollståndigen) am
Schluss des 13. Jhs. geschriebenen Manuskripte d und e erscheint da
nicht ausreichend. Es drångt sich hier eine stårkere Differenzierung
auf, mit Ansatz des Himmelfahrtspassus in der zweiten Hålfte des 13.
Jhs., doch unter Annahme eines grosseren Spielraums.
Damit kehren wir zu Sg.8,3 zuruck. Oben wurde dargelegt, dass bei
korrekter metaphorischer Interpretation der Stelle jokull als
Ausdruck des Bosen verstanden werden muss. Die angefuhrten Bele-
ge aus der geistlichen Literatur zeigen, in welchem Sinn dies gesche-
hen muss: Jokull bezeichnet die Verhårtung, die Vereisung des Inne-
ren von Brynhildr, von der gesagt wird, dass sie voll von Bosem ist.99
Freilich: jokull in der geistlichen Literatur wird innerhalb eines ganzen
theologischen Prozesses immer komplementår verwendet: es ist die
Rede vom verstockten Siinder, dessen vereistes Innere schliesslich
durch gottliche Einwirkung erwårmt wird, wodurch, wie die oben
angefiihrte Augustin-Stelle zeigt, die Vergebung der Sunden symboli-
siert wird. Hier aber, im Sg.-Vers, ist die Metapher aus diesem Prozess
herausgelost, geblieben ist lediglich jokull als Bild fur die innere Ver-
hårtung: das harte Eis, an dem alles abprallt. Auch an das Gleissende
des Eises mag man denken, wobei man darauf hinweisen kann, dass
das Gleissende auch an andern Stellen im Altnordischen mit der Vor-
99 Die zwei von Bugge angefuhrten Ovid-Zitate sind also fehi am Platz. In Met. 7,33
spricht Medea; sie fiihlt ihre aufkeimende Leidenschaft fur Jason. Wenn sie ihm nicht
helfen wurde (womit er unterginge), hatte sie Eisen und Feisen im Herzen. Eisen und
Feisen bezeichnen die Gefiihlskalte (s. S. 187). In den Heroides 12,142 spricht ebenfalls
Medea, diesmal von Eifersucht getrieben, da sie ahnt, dass sie von Jason betrogen wird.
Hier bezeichnet frigus (nicht glades) das låhmende Entsetzen (wie Bugge selbst be-
merkt). Das Zitat aus den Metamorphosen ist dennoch wichtig flir unseren Zusammen-
hang (s.S. 167 und 187).