Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1985, Blaðsíða 193
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stellung von etwas Bosem zusammengebracht wird, wie etwa in Vkv.
17,6 ormi peim inom fråna: Vplundr wird als gleissender Wurm
(Schlange) betrachtet (ich fasse die Stelle als direkt deiktisch).100 Jok-
ull, zusammen mit iss, ergibt ein grandioses Bild fur die Hårte und
Unerbittlichkeit, mit der Brynhildr auf der Ermordung Sigurds
besteht.
Das souveråne Vorgehen des Verfassers von Sg. 8,3 mit einer aus
der geistlichen Literatur stammenden Metapher ist dasselbe wie in Str.
24, und wie es uns auch in andern Liedern, wie den heroischen Elegi-
en101 - z.B. eben in Ghv. 20,7/8 -, entgegentritt. Souverån ist auch die
Gestaltung von Brynhildr. Sie ist “voll des Bosen”; sie verlangt den
Tod Sigurds (11,7/8), und beim Mordrat drångt sie darauf, dass auch
Sigurds kleiner Sohn umgebracht wird (12,3/4). Hggni, der gegen die
Erschlagung Sigurds ist, spricht von Brynhildar brec (19,3/4). Diese
zwei an sich alten Ziige - der Wille von Brynhildr, auch Sigurds Sohn
erschlagen zu lassen und Hpgnis Einspruch - verstårken hier noch den
Eindruck des Bosen vom Handeln der Brynhildr. 31,9 nennt Gunnarr
sie feicna fædir (Unheilstifterin), und 32,lff. sagt er, dass sie es verdie-
nen wiirde, dass die Gjukungen Atli umbråchten. Str. 45 zeigt noch-
einmal, wie Hpgni Brynhildr beurteilt: man soli sie nicht vom Tod
abhalten. Diese Stellen, die Brynhildr, die Anstifterin zum Mord an
Sigurdr, deutlich als bose charakterisieren, geben doch nicht das ganze
Brynhildbild; Brynhildr ist die grosse ungliicklich Liebende, welche
die Leidenschaft zum Mordrat treibt. So spricht sie denn auch bei
ihren dem Mordrat voraufgehenden Erwågungen nicht vom Trug (der
ihr das Recht gegeben hatte, sich zu råchen), sondern es ist die von
ihrer Eifersucht Getriebene, die Sigurdr, wenn sie ihn nicht selbst
haben kann, umbringen lassen will. Dies zeigt klar 6,6 eda po svelti:
oder er soli sterben; das im Regius einmal zu svelta geånderte, dann
aber wieder hergestellte svelti ist zweifellos die richtige Lesart. Wenn
Brynhildr 30,lff. unmittelbar nach der Tat lacht, ist das auch nicht das
iibliche Lachen des Råchers, nachdem er sich Genugtuung verschafft
hat, da wie erwåhnt vom Trug nicht die Rede ist, sondern das Lachen
charakterisiert die uber ihre Nebenbuhlerin Triumphierende, ein
100 Vgl. meinen Aufsatz in PBB 87(1965) S. 86f.
101 Vgl. dazu die in den Anmerkungen 15 und 16 genannten Arbeiten.