Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1944, Page 58
FINNLANDS PROVINZMUSEEN
Von Dr. phil. Nils Cleve,
Direktor des stádtischen Museums zu Turku (Ábo), Finnland.
UM die Stellung der kulturhistorischen Provinzmuseen
Finnlands recht verstehen zu können, muss in Betracht
gezogen werden, dass die staatliche Wahrung der Alter-
tiimer in Finnland in der Archáologischen Kommission und deren
Museum, dem Nationalmuseum in Flelsinki, zentralisiert ist. Ge-
máss dem Gesetz vom Jahre 1883 iiber die Altertiimer sollen
sámtliche Bodenfunde — unabhángig davon, ob sie aus Edelme-
tall oder aus sonstigem Material bestehen — dem Staatsmuseum
(Nationalmuseum) zur Einlösung angeboten werden. Kein Mu-
seum in der Provinz ist somit berechtigt, ohne die Erlaubnis der
Archáologischen Kommission einen Altertumsfund seinen Samm-
lungen einzuverleiben. Eine Sonderstellung nimmt dabei das Pro-
vinzmuseum Álands in Mariehamn ein, woriiber im einzelnen
spáter zu sprechen sein wird. Ebensowenig sind die Provinz-
museen befugt, ohne die Genehmigung der Archáologischen Kom-
mission archáologische Untersuchungen vorzunehmen.
Infolge dieser Zentralisierungspolitik nehmen die Provinz-
museen Finnlands, abgesehen von dem Museum in Mariehamn,
nicht dieselbe Stellung ein wie z. B. die Lánsmuseen Schwedens.
Die »Landschaftsmuseen«, die sich auf dem finnischen Festland
befinden, wie das Satakunta-Museum in Pori (Björneborg),
das Fiáme-Museum in Tampere (Tammerfors), das historische
Museum Osterbottens in Wasa usw., haben keine staatlichen Be-
fugnisse; die Vorsteher sind nicht amtlich — obschon natiirlich
oft in der Praxis — Vertreter der staatlichen Behörde fiir die
Wahrung der Altertiimer, d. h. der Archáologischen Kommission.
Die Zentralisierung der Erhaltung der Altertiimer und der ar-
cháologischen Forschung in Flelsinki hat ohne Zweifel ihre Vor-
teile und war eine natiirliche Ordnung in einer Zeit, wo die
Leitung der Provinzmuseen noch bei weitem nicht befriedigend
war. Nunmehr, nachdem das allgemeine Niveau der Museen
gestiegen ist, sind Stimmen zugunsten einer Dezentralisierung
áhnlich der in Schweden vorgenommenen laut geworden. Schon
vor dem Kriegsausbruch 1939 beantragte die Archáologische
Kommission bei dem Staatsrat die Umbildung der Museen in
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