Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1944, Síða 158
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LE NORD
sonders diinnen Schnur in die Tiefe gesenkt wurde. Diese Fang-
methoden waren in der letzten Hálfte des neunzehnten Jahrhun-
derts vorherrschend, hatten aber den Nachteil, dass man das Er-
scheinen der Heringe im Innern der Meerbusen abwarten musste.
Die Islánder lernten bald von den Norwegern, wie sie die Heringe
fischen und behandeln sollten, und mit der zunehmenden Fischerei
erhielten sie ihre eigenen Bootsgemeinschaften.
Um die Jahrhundertwende hatten sich die Yerháltnisse dahin
entwickelt, dass die Islánder sich mit den Norwegern messen
konnten, und spáter haben sie diese in vielen Punkten iiberfliigelt.
Einerseits ist der islándische Fischer ein hervorragender Seemann,
andererseits kennt er die Kiisten Islands besser als irgend ein an-
derer; ausserdem hat er den Vorteil, auf eigenem Seeterritorium
zu fischen. Um 1900 brachten dann neue Fortschritte eine weit-
tragende Umwálzung hervor: man begann Treibnetze und
Sackwaten anzuwenden, wodurch es möglich wurde, Hochsee-
fischerei zu betreiben. Jetzt brauchte man nicht das Auftreten der
Heringe in den Meerbusen abzuwarten, man konnte sie vielmehr
auf hoher See aufsuchen, und damit war die Grundlage einer
weit planmássigeren Fischerei geschaffen.
Zur Treibnetzfischerei werden Motorfahrzeuge angewandt.
Die Heringswaten haben eine Lánge von 35 m und eine Tiefe
von 10—20 m. Oft werden 50—100 Waten in zusammenhán-
gender Verlángerung angebracht, und das eine Ende wird am
Vordersteven des Fahrzeuges festgebunden, das dann nachts mit
Wind und Strom dahintreibt. Die Waten werden in verschiede-
nen Tiefen — jedoch nicht mehr als 20 m unter der Oberfláche —
angebracht. Diese Fischerei kann auch dann stattfinden, wenn
das Wetter nicht ganz ruhig ist. Der Hering, der im Treibnetz
gefangen wird, wird als der leckerste angesehen. Den grössten
Fortschritt bezeichnet indes die Sackwate. Dies aus Amerika
stammende Gerát hat dank seinen schnellen und einzigartigen
Ergebnissen alle iibrigen Heringsfischereimethoden in Schatten
gestellt.
Grössere und kleinere Fahrzeuge, von Motorkuttern zu Fisch-
dampfern, bedienen sich jetzt der Sackwate, eines ca. 300 m lan-
gen und ca. 40 m tiefen, feinmaschigen Netzes. Diese Fahrzeuge
haben zwei, fiir schnelle Manöver besonders konstruierte Boote
im Schlepptau. Sobald man den Hering, der sich in der Wasser-
oberfláche tummelt, entdeckt hat, wird die Besatzung — 15—25
Mann — auf die Boote verteilt. Die Sackwate wird ausgewor-