Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1944, Side 235
NORDISCHE HANDELSPOLITIK
Von Kristian Moller,
Biirochef in der Papiereinkaufgesellschaft der danischen Presse, Kopenhagen.
HANDELSPOLITIK im allgemeinen kann als quantita-
tives und qualitatives Eingreifen der Staaten in den
internationalen 'Warenverkehr definiert werden. Unter
der Herrschaft des unbegrenzten Freihandels, wo alle Waren frei
und ungehindert von Land zu Land versandt werden, ist fiir
eine Handelspolitik kein Raum; wenn sich aber die wirtschaft-
liche Entwickelung in autarkischer, nationalistischer oder impe-
rialistischer Richtung bewegt, entsteht eine wachsende Anzahl
von Fallen, in denen die Handelspolitik zur Anwendung gebracht
werden kann.
Die Handelspolitik ist keineswegs, wie man zuweilen anzu-
nehmen geneigt ist, eine moderne, wahrend des ersten Weltkrie-
ges entstandene und in der Nachkriegszeit weiter entwickelte Er-
scheinung. Könige, Fursten und Finanzminister haben zu allen
Zeiten mit grosser Vorliebe ihre Aufmerksamkeit dem internatio-
nalen Handelsverkehr zugewandt und diesen als die sicherste
und zuverlassigste Steuerquelle betrachtet. Eingriffe dieser Art
— Finanzzölle —, die ausschliesslich der Besteuerung dienen und
lediglich den Zweck verfolgen, der Staatskasse Einnahmen zu ver-
schaffen, sind jedoch nicht eine Form von Handelspolitik im
eigentlichen Sinne des Wortes. Erst in dem Falle, wo Zölle und
Ein- oder Ausfuhrverbote darauf abzielen, den internationalen
Warenumsatz zu regeln, kann mit Recht von einer Handelspoli-
tik gesprochen werden. Aber auch die eigentliche Handelspolitik
kann auf eine lange Reihe ehrwiirdiger Ahnen zuriickblicken. Die
Staatsmánner des 17. und 18. Jahrhunderts — die Merkantilisten
— schufen die Grundlage fiir die Einbeziehung des interna-
tionalen Handels in die allgemeine Wirtschaftspolitik. Die Edel-
metalle wurden als Ausdruck des Wohlstandes der Völker be-
trachtet. Je mehr Geld — d. h. Edelmetalle — umgesetzt wurde,
desto schneller und leichter liefen die Ráder der damaligen pri-
mitiven Produktionsmaschinerie. Man hatte deshalb ein lebhaftes
Interesse daran, dass soviel Geld wie möglich beschafft wurde.
In bei weitem den meisten Lándern kamen die Edelmetalle von
aussen, und der internationale Handel hatte daher die Haupt-
aufgabe, möglichst viele Edelmetalle aus dem Auslande zu holen.