Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1944, Page 237
NORDISCHE HANDELSPOLITIK
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denen wechselnden Phasen von Zollveranstaltungen, Ausfuhr-
prámien oder Import- oder Exportverboten bestimmt. In den
dreissiger Jahren erhált sie indes einen teilweise neuen Inhalt:
Handelsvereinbarungen werden jetzt das entscheidende handels-
politische Instrument, Kontingentierungen und Quoten iiberneh-
men die Rolle der Zölle, und Verrechnungsabkommen treten an
die Stelle der freien Kapitalbewegungen. Die Handelspolitik
nimmt jetzt einen fiihrenden Platz in der allgemeinen wirtschaft-
lichen Politik ein, und es ist deshalb ganz natiirlich von einer neo-
merkantilistischen Ara zu sprechen.
Dieser kurze Abriss der handelspolitischen Entwickelung bil-
det naturgemáss den Hintergrund der nordischen Handelspolitik.
Die Handelspolitik der kleinen Lánder muss notwendiger-
weise bis zu einem gewissen Grade ein Spiegelbild der Handels-
politik der grossen Lánder sein, in erster Linie der Lánder, die
ihre Hauptmárkte sind. Grundsátzlich werden die kleinen Lánder
darauf eingestellt sein, eine verháltnismássig liberale Handels-
politik zu fíihren, weil sie einen sehr bedeutenden Aussenhandel
haben. Es ist deshalb von grösster Wichtigkeit, dass sowohl Ein-
fuhr wie Ausfuhr möglichst wenigen Hinderungen unterworfen
sind. In handelspolitischen Verhandlungen werden die kleinen
Staaten ferner gegeníiber dem grossen Partner den kiirzeren
ziehen. Nur sehr selten hat das kleine Land dem grossen gegen-
iiber eine monopoláhnliche Stellung, und seine Einfuhr aus dem
grossen Lande wird unter normaien Verháltnissen einen weit
geringeren Prozentteil der Gesamtausfuhr des grossen Landes aus-
machen als den Prozentteil des Exports, der von dem kleinen
Lande dem grossen Markt zugefiihrt wird. Das kleine Land
wird deswegen von einem eventuellen Handelskriege schwerer
betroffen werden als das grosse. Ausser diesen allgemeinen Be-
trachtungen, die auch fiir die Handelspolitik der nordischen Lán-
der Giiltigkeit haben, können noch einige besondere Momente
von Bedeutung fiir die nordischen Lánder angefiihrt werden.
Seit langen Zeiten ist Grossbritannien der Hauptausfuhrmarkt
der skandinavischen Lánder gewesen. Die von England ausgehen-
den Freihandelsimpulse haben deshalb in den nordischen Lándern
einen besonders starken Einfluss ausgeiibt. Die Handelsflotte der
nordischen Lánder — zusammengenommen die drittgrösste der
Welt — ist ein wirtschaftlicher Faktor, dessen volle Ausnutzung
von einem möglichst freien Handelsverkehr bedingt ist. Fiir Dáne-
mark kommt ausserdem der Umstand hinzu, dass der betrácht-