Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1944, Blaðsíða 241
NORDISCHE HANDELSPOLITIK
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Handelsverkehr mit den ausserhalb des Nordens liegenden Lan-
dern zu verstehen, m. a. W. die Frage: welche Möglichkeiten
haben die nordischen Lánder, um durch gemeinsames Auftreten
ihrer Handelspolitik dem Auslande gegeniiber grösseres Gewicht
und grössere Stárke zu verleihen?
Es liegt in der Natur der Sache, dass die innere Handelspolitik
bei weitem am áltesten ist. Da die Zollpolitik den ganzen Inhalt
der Handelspolitik bildete, musste man auf eine Herabsetzung
der Zolltarifsátze zwischen den nordischen Lándern hinarbeiten,
um dadurch den internordischen Handel zu fördern. Eine nor-
dische Zollunion wurde somit das hohe Ziel, auf dessen Verwirk-
lichung die Zusammenarbeitsbestrebungen gerichtet waren. Be-
reits vor ioo Jahren trat der damalige Beamte im General- und
Kommerzienkollegium Viggo Rothe als erster fiir diesen Gedan-
ken ein. Auf seinen Reisen in Deutschland hatte er die grossen,
mit einem Zollverein verbundenen Vorteile erkannt und gab
seinem Hauptgedanken, den er in einem zweibándigen Werke ent-
wickelte, in nachstehenden Schlussfolgerungen Ausdruck: »Ist es
mithin fiir Dánemark eine Notwendigkeit, Industrie und Handel
neu zu beleben und nach einer Erweiterung des freien Handels-
markts zu streben, und wiirde eine kommerzielle und industrielle
Verbindung mit den siidlichen Staaten nicht nur in politischer,
sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht sehr bedenklich sein,
dann miissen wir den Blick nach Norden wenden und fragen,
wie die kommerziellen und industriellen Verháltnisse in den drei
nordischen Staaten sich unter einer auf gegenseitiger Handelsfrei-
heit zwischen ihnen begriindeten Verbindung gestalten wiirden.«
Wenn auch die Schrift Rothes ein gewisses Aufsehen erweckte,
erhielt sie doch keine praktische Bedeutung fiir die nordische
Handelspolitik. Erst 30 Jahre spáter begann man sich fiir die
Fragen zu interessieren, mit denen er sich bescháftigt hatte.
In den 1860’er Jahren wurden die nordischen Wirtschafts-
kongresse und Handelstagungen abgehalten, auf denen Volks-
wirtschaftler, Politiker und Gewerbetreibende aus Dánemark,
Norwegen und Schweden zusammentrafen und iiber gemeinsame
nordische Probleme berieten. Es muss jedoch bemerkt werden,
dass das Hauptinteresse auf den ersten Tagungen, die zu einer Zeit
stattfanden, wo die Freihandelsgedanken vorherrschend waren,
auf den internationalen und weniger auf den nordischen Markt
gerichtet war. Erst im Laufe der siebziger Jahre, wo auf dem
Weltmarkte ein scharfer Wind wehte, begann man seine Auf-