Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1944, Side 303
DIE ROSTKAMMER VON VALSGARDE 269
den vom Christentum beeinflussten Germanen in Italien, dem
siidwestlichen Deutschland, Frankreich und England Sitte war.
Wie es in diesen Lándern, besonders unter den Neubekehrten, gang
und gábe war, den Verstorbenen mit einer reichen Ausriistung
fiir den Tag der Auferstehung zu versehen, legte man auch in
den upplándischen Geschlechtern, die diese Sitte annahmen, gros-
ses Gewicht auf die Mannigfaltigkeit und den Glanz der Gaben,
die dem Toten ins Grab mitgegeben wurden. Um reichlichen
Platz zu schaffen, benutzte man in Uppland — wie iibrigens auch
in anderen Teilen des nordischen Kern- und Expansionsgebietes,
wo dieser Brauch im allgemeinen erst viel spáter Eingang und
kurze Zeit Anwendung fand — gewöhnlich ein Boot als Unter-
lage des Ruhebettes und der ubrigen dazugehörigen Ausriistungs-
gegenstánde.
Acht solche Bootgráber sind bereits in dem Grabhiigel von
Valsgárde ausgeforscht worden. Die beiden áltesten stammen aus
dem 7., ein drittes aus dem Ende des 7., ein viertes aus der Mitte
des 8., ein fiinftes aus dem 9., zwei weitere aus dem 10. und end-
lich ein letztes aus dem 11. Jahrhundert. Nach sicheren Anzei-
chen zu urteilen, werden weitere Ausgrabungen in demselben
Grabhiigel ebenso viele oder vermutlich mehr solcher Gráber an
den Tag bringen. Die beschránkte Anzahl dieser Gráber sowie das
Vorkommen anderer, einfacherer Ruhestátten zeigt, dass die Boot-
gráber den Háuptern des Geschlechts vorbehalten waren. Sámt-
liche bisher untersuchten Bootgráber in Valsgárde bergen wohl-
geriistete Mánner, aber in einer áhnlichen Grabsammlung an einem
anderen Orte derselben Landschaft findet man einzelne Beispiele
solcher Gráber fiir reichgeschmiickte Frauen.
Wenn man die von den Bootgrábern in Valsgárde stammen-
den Gegenstánde als eine Riistkammer bezeichnet, ist dies keines-
wegs eine blosse Phrase. Die Bezeichnung ist durchaus zutreffend,
da jedenfalls von zahlreichen der betreffenden Gegenstánde mit
Sicherheit gesagt werden kann, dass sie lange Zeit benutzt worden
sind — wahrscheinlich auf demselben Hofe in unmittelbarer Náhe
—, bevor sie bei den Toten niedergelegt wurden. Mehrere Waffen
und Werkzeuge zeigen námlich deutliche Spuren von Abnutzung;
hier und dort hat man dieselben ausbessern miissen, zu Zeiten ist
dies mit Umsicht geschehen, zu anderen Zeiten nur einigermassen
leidlich, damit sie bei der Niederlegung haltbar sein könnten. Als
man einmal die gewöhnliche Waffensammlung mit einem Brust-
harnisch vervollstándigen zu miissen glaubte, nahm man aus dem