Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1985, Page 170
Gefrorensein und Schmelzen als Metapher im
Altnordischen:
Ghv. 20,7/8, Sg. 8,3 und Mariu saga
Von Ulrike Sprenger
Anhand der Interpretation von zwei Edda-Stellen - Ghv. 20,7/8*
und Sg. 8,3 - soli erneut1 2 der Einfluss geistlicher Literatur auf die
Edda nachgewiesen werden.
In einem Artikel in PBB und schon in seinem Kommentar zu
Sg. 8,3 isa oc igcla,
dem Kurzvers, der auf die Langzeile
Sg. 8,1/2 Opt gengr hon innan, illz um fyld,
folgt, erwåhnt Bugge3 u.a. auch
Ghv. 20,7/8 -um hiarta pidni sorgir!’’
Bugge gibt allerdings keine Interpretation der Ghv.-Stelle, er
kommt nicht iiber eine Aufzahlung, zusammen mit weiteren Stellen,
hinaus. Betrachtet man die Verse fur sich allein, so konnte man pidna
als “(weg)schmelzen, vergehen” fassen, wie es z.B. Gering4 im Wor-
1 Zitate und Abkiirzungen nach Hans Kuhn: Edda3. Heidelberg 1962.
2 Mit dem Einfluss geistlicher Literatur auf die Edda befassen sich zwei friihere
Aufsåtze von mir, s. Anmerkungen 15 und 16, sowie ein weiterer in den Akten der 6.
Arbeitstagung der Skandinavisten des deutschen Sprachgebiets (26.9.-1.10. 1983, Bonn)
erschienener (zu Vm. 10,6), Lang, Frankfurt 1985.
3 Sophus Bugge in: PBB 22 (1897) S. 132f.; Norræn fornkvædi. Christiania 1867, S.
420.
4 Hugo Gering: Vollstandiges Worterbuch zu den Liedern der Edda. Halle/Saale
1903, S. 1202.