Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1985, Blaðsíða 184
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et dura relidit. Thomas gibt in diesem naturwissenschaftlichen Werk
zuerst Ausfuhrungen iiber die konkreten Eigenschaften der Sonne,
daran schliesst sich eine Darstellung in sieben Versen, aus denen das
angefiihrte Zitat stammt. Dann folgt unter Zitierung des Hohenliedes
die allegorische Ausdeutung. Auch der Zusammenhang mit Mariae
Himmelfahrt ist gegeben, Thomas deutet allerdings erst am Ende des
Abschnittes darauf hin. So weit stimmen beide Verfasser in ihrem
Vorgehen iiberein (abgesehen davon, dass der Islander keine Verse
anfiihrt). Ein nåherer Vergleich ergibt jedoch grosse Unterschiede.
Der Text des Islanders enthålt Aussagen, die bei Thomas nicht zu
finden sind, so wenn er etwa vom Trocknen der Ziegel durch die
Sonne spricht und dies auf Maria bezieht (60,15ff.). Viele der von ihm
hier verwendeten Bezeichnungen und Vorstellungen sind Allgemein-
gut; Ausdriicke, wie guds getara72 oder drottning himins ok jardar73
finden sich schon friih in der geistlichen Literatur, ebenso die Vorstel-
lung, dass Maria im Himmel thront.74 Der Ausdruck idrunarvatn diirf-
te sich auf die lateinische geistliche Literatur zuriickfiihren lassen.75
Årnadarord wird in der islåndischen geistlichen Literatur håufig be-
niitzt.76 Die angefiihrte Aussage von Thomas ist knapp; der Islander
dagegen stellt gewissermassen den ganzen Prozess, bis zum Auftauen
des Eises, dar: Maria wårmt durch ihre Furbi tte die gegen Gott erkal-
teten Herzen-, so dass jedem, der seine Sunden bereut und zu ihr
kriecht, die Gnade zuteil wird, dass das Eis der Verstockung weich
wird und das Reuewasser im Herzen aufspringt und um die Augen
72 In der geistlichen Literatur findet sich schon friih Oeoioxog, aber auch dei genitrix,
so z.B. bei Rupert von Deutz (1135): In cantica canticorum. PL 168, Sp. 838. In der
J6ns saga postola (Postola sogur, hg.v. C.R. Unger, Christiania 1874, S. 495,2) ist getari
beniitzt.
73 Das Stockholmer Homilienbuch (vgl. Anm. 55) S. 10,5 weist bereits die Bezeich-
nung drotning himins ok iardar auf; diese wird laut KLNM, Bd. 11(1966) S. 403 fur die
Darstellung der Marienmirakel erst im florissanten Stil verwendet.
74 Petrus Cellensis (ti 180): Sermones, PL 202, Sp. 860f. - Zu den Anmerkungen 72-
74 vergleiche man auch: Stephan Beissel: Geschichte der Verehrung Marias in Deutsch-
land. Freiburg/Breisgau 1909.
75 Der Thesaurus linguae latinae, Lipsiae 1907, 2. Bd., Sp. 2172 fiihrt fletum com-
punctionis an: Greg. M., dial. 4,47, p. 408, weiter im 7. Bd., Sp. 842 lacrimaepaeniten-
tiae: Leo M., serm. 45,6 usw. Wenn im Islåndischen vatn beniitzt ist, kann man darauf
hinweisen, dass vatn håufig anstelle von tår gebraucht wird, z.B. halda vatni in Alex. s.,
S. 27,3 (hg.v. C.R. Unger, in: Heilagra manna sogur. Christiania 1877, 1. Bd.).
76 Es findet sich z.B. im norweg. Homil.buch (vgl. Anm. 54) S. 119,33 usw.