Gripla - 20.12.2007, Blaðsíða 166
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Moller, Johann Arndt, vgl. S. 275–277), wodurch z.B. die Rolle der Überset-
zungsliteratur als Voraussetzung der Passíusálmar deutlich wird. — Im Fol-
genden schlägt Margrét Eggertsdóttir eine neue Gliederung von Hallgríms
(geistlicher) Dichtung vor, die zum Teil von der seit dem Erscheinen des Hall-
grímskver 1773 eingebürgerten abweicht. „[E]n segja má að það sé ný tilraun
til að flokka kveðskap Hallgríms á nákvæman hátt í þeim tilgangi að öðlast
betri skilning á honum“ (S. 281). Die Neugruppierung umfasst als erstes die
Bibelpsalme (vgl. S. 281–285) und darauf andere Psalme (vgl. S. 285–293).
Sie ist vom Material her gut begründet, wie die Verf. in zahlreichen über-
zeugenden Analysen zeigt; allerdings verliert die Darstellung hier etwas an
Übersichtlichkeit, was mit der Fülle des untersuchten und dokumentierten
Materials zusammenhängt; eine klarere Kommentierung, worin die Neugrup-
pierung konkret besteht, hätte sich hier angeboten. — Die Textlektüren im
Unterabschnitt „Bragarhættir, rímskraut og formtilraunir“ (S. 293–301)
machen deutlich, dass der oft, jedoch ahistorisch kritisierte Reimschmuck
(„dýrt form“, S. 300) durchaus auch in den geistlichen Gedichten vorhanden
ist (vgl. besonders S. 299–300) und dass bei Hallgrímur stellenweise von einer
souveränen und höchst kreativen Kombination barocker Klangmittel und Imi-
tation skaldischer Wirkungsmittel gesprochen werden kann (vgl. S. 301). Alles
in allem und wiederum an einer schönen Beispielanalyse deutlich gemacht
(Allt eins og blóstrið eina, vgl. S. 301-303), handelt es sich somit auch bei den
geistlichen Gedichten um Barocktexte, die wie der untersuchte Psalm zu Gott
hinführen.
Damit ist die Thematik von Kapitel 14 („Iðrunar- og huggunarkvæði“, S.
305–314) vorbereitet, in dem es um Hallgríms Beiträge zur Gattung des
Trostlieds geht. Die Verf. zeigt hier am Gedicht Hugbót nicht nur, dass die
barocken Lieder Themen aus der Zeit aufgreifen (wie dies beispielsweise
Laila Akslen für historische Ereignisse, die sich in der norwegischen Literatur
niedergeschlagen haben, getan hat, vgl. S. 312–313), sondern dass Aufbau und
Aufgabe der Dichtung solchen Verwendungen entgegenkamen; die rhetorische
Analyse ist also keineswegs ein Selbstzweck.
Margrét Eggertsdóttirs Buch ist viel mehr als eine Abhandlung über die
Passíusálmar. Es situiert diese Sammlung im konkreten Kontext und vor dem
Hintergrund der isländischen Literatur des 17. Jahrhunderts und von Hallgrím-
ur Péturssons übrigen Werken. Dennoch ist natürlich das umfangreichste Ein-
zelkapitel diesem magnum opus der barocken Dichtung in Skandinavien
gewidmet: Kapitel 15 („Passíusálmar“, S. 315-361). Die Verf. verfährt bei der
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