Gripla - 20.12.2007, Blaðsíða 169
ANDMÆLARÆÐUR
die Verf. in diesem Kapitel anführt, zeigen sehr schön, wie erst Literaturge-
schichtsschreibung einen Dichter zu einem Barockdichter macht. Es ist
schade, dass solche übergreifenden Aspekte hier nur angedeutet und erzählt,
nicht aber eingehender analysiert werden.
Kapitel 19 („Niðurstöður“, S. 405–411) fasst die wichtigsten Themen,
Vorgehensweisen und Resultate der Untersuchung nochmals präzis zusam-
men, was angesichts des Detailreichtums hilfreich ist. Eines der Fazite, die
man mit der Verf. in Rückgriff auf die von ihr am Anfang gestellte Frage
ziehen kann, besteht darin, dass ihre Deutungen tatsächlich innovativ sind und
somit das Verständnis von Hallgrímur Pétursson verändern, insofern sie das
Rhetorische seiner Texte herausstreichen und diese endlich von der (fatalen,
neuromantischen) Bindung an den Autor lösen (vgl. S. 411 und S. 10). –
Kapitel 20 („Summary“, S. 413–424) ist eine recht ausführliche, von Robert
Cook ins Englische übersetzte Zusammenfassung. Hier ist insbesondere auf
die Liste von elf bestimmenden Elementen des Barocktextes zu verweisen
(vgl. S. 414), da diese in Kapitel 3 nicht so übersichtlich zusammengestellt
sind. An dieser Stelle drängt sich ein Vergleich mit jenen fünf Punkten auf, die
Wilhelm Friese in seiner maßgeblichen Studie von 1968 als bestimmend für
die nordische Barockliteratur herausgearbeitet hatte (vgl. Friese 1968, 17–18,
298): Gegenüber Frieses Konzept von Barock als epochen- und stilbestim-
mender Größe konzentriert sich Margrét Eggertsdóttir in Anlehnung an die
aktuelle Barock- und Textforschung vor allem auf die schriftpraktischen und
— es sei wiederholt — rhetorischen Aspekte des Barocktextes. – Der Anhang
umfasst Literaturverzeichnis („Heimildaskrá“, S. 425–448) und die Register
(„Nafnaskrá“, S. 449-469; „Handritaskrá“, S. 470–473; „Myndaskrá“, S. 474).
III
Wie aus dem ausführlichen Resümee deutlich geworden sein dürfte, handelt es
sich bei Margrét Eggertsdóttirs Buch Barokkmeistarinn meiner Einschätzung
nach um eine ganz hervorragende Arbeit: Sie ist äußerst gründlich recher-
chiert, gut geschrieben, ausgezeichnet strukturiert und bringt wesentliche neue
Forschungsergebnisse. Im Sinn einer zusammenfassenden Würdigung soll nun
abschließend kurz auf einige repräsentative Punkte genauer eingegangen
werden, die alle mehr oder weniger um die Frage nach der Textualität ba-
rocker Texte kreisen.
Als erstes ist der oben in Zusammenhang mit Kapitel 2 und 3 bereits
ausführlich besprochene Barockbegriff nochmals kurz zu diskutieren. Eines
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