Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Blaðsíða 135
CHRONIQUE TRIMESTRIELLE
Der Staat hat auch einen Konjunk-
turfonds geschaffen, der in diesem
Jahr etwa 1.240 Millionen Mark
ausmacht, und fiir die Volksver-
sicherungsanstalt wurden etwa 750
Millionen Mark reserviert.
Der Prasident der Republik wies
in seiner Rede auch auf die Politik
hin, die man in der Verwaltung
der finnischen Staatsschulden be-
folgt hat. Noch im Jahre 1932 be-
stand die Staatsschuld zum grössten
Teil in auslándischen Anleihen, die
inlándischen Anleihen machten nur
11,4 % des Gesamtbetrages aus. Ge-
genwártig betrágt der inlándische
Teil der Staatsschuld etwa 66 %.
Im Jahre 1932 musste man fiir die
Staatsschuld an das Ausland 341
Millionen Mark Zinsen zahlen,
wáhrend in diesem Jahre der ent-
sprechende Betrag sich nur auf etwa
70 Millionen Mark beláuft.
Ober die Wirtschaftspolitik, die
in Finnland befolgt wurde, áusserte
Prásident Kallio folgendes: »Der
Staat ist bestrebt gewesen, die pri-
vate Unternehmungslust, sowie die
kooperative Tátigkeit nicht zu er-
schweren; man hat sich von dem
Gedanken leiten lassen, dass die
Unternehmungsfáhigkeit und die
schöpferischen Kráfte der Nation
am wirksamsten zur Stárkung der
Grundlage des wirtschaftlichen Le-
bens ausgeniitzt werden, wenn
ihnen die Gelegenheit geboten wird,
mit aller Macht und nach bestem
Vermögen zur Erhöhung der Pro-
duktion möglichst ungehemmt bei-
zutragen. Auf diese Weise hat man
sich bemiiht, die Freiheit des Wirt-
schaftslebens zu wahren, und man
hat vermieden, in der inneren öko-
nomie den Weg des Zwanges ein-
zuschlagen und in den auslándischen
Handelsbeziehungen wieder den
Weg der Restriktionen zu betre-
ten.«
Uber Finnlands Stellung zum
Völkerbunde hiess es in der Rede:
»Die Hoffnungen, die man auf den
Völkerbund setzte, haben sich im-
mer weniger als stichhaltig erwie-
sen. Die Frage einer Revision der
Völkerbundssatzung steht immer
noch offen, und nicht einmal iiber
ihre Grundzuge ist man sich im
klaren. Wie die iibrigen nordischen
Lánder, versichert auch Finnland
seine Treue gegeniiber dem Grund-
gedanken des Völkerbundes und
gibt demgemáss der Hoffnung Aus-
druck, dass der Bund die Schwie-
rigkeiten der Anfangsphasen iiber-
winden möge. Wenn es auch unser
Wunsch ist, den Völkerbund zu un-
terstiitzen, so miissen wir uns stets
die historische Wahrheit vor Augen
halten, dass nur die Rechte desjeni-
gen geachtet werden, der selbst im-
stande ist, sie zu wahren.«
Die finnische Aussenpolitik und
die Beziehungen zum Völkerbunde
wurden vom Staatsminister A. K.
Cajander in einer Rede beriihrt, die
er am 6. Márz in Turku hielt.
Finnland hat es sich angelegen
sein lassen, von Grossmachtsgrup-
pierungen Abstand zu nehmen.