Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Blaðsíða 237
DIE DANISCHE VOLKSHOCHSCHULE
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Volkshochschulen und durch Kenntnis des Geistes, in dem sie ge-
leitet werden, kann man ein gewisses Verstándnis fiir die Pro-
bleme bekommen, die grosse Teile der dánischen Jugend im Laufe
der letzten 100 Jahre bescháftigt haben. Es gibt in Dánemark
zur Zeit im ganzen etwa 60 Volkshochschulen. 35 davon ge-
hören zu der Grundtvig’schen Gruppe, die somit nicht nur die
álteste, sondern auch die zahlenmássig grösste ist. Die anderen 25
gehören anderen Richtungen an oder dienen besonderen Aufga-
ben, im ganzen 9: der pietistisch-kirchlichen Richtung, der Er-
ziehung der Arbeiterjugend, der Gymnastikjugend, der Jugend
des Handelsstandes, den Mitarbeitern der Kinderfiirsorge, der
Diakonbewegung, der Baptistengemeinde, der Ausbildung von
Krankenschwestern und dem internationalen Friedensgedanken.
Alle sind sie Volkshochschulen, alle geben sie allgemeinbildenden
Unterricht und werden nach demselben Gesetz unterstiitzt, aber
in verschiedenem Geiste geleitet.
Wenn die Grundtvig’schen Volkshochschulen, die insgesamt
35 ausmachen mit etwa 80 Prozent aller Volkshochschtiler auf
ihren Bánken, zahlenmássig noch immer die Welt der dánischen
wie auch der norwegischen Volkshochschule beherrschen, so hángt
das damit zusammen, dass die ersten dánischen Volkshochschul-
vorsteher alle Jiinger Grundtvigs waren, und dass seine Gedan-
ken iiber Volkserziehung und Christentum in der dánischen Land-
bevölkerung noch sehr lebendig sind. Bis zu einem gewissen Grade
halten diese Schulen noch an den Grundtvig’schen Hauptgesichts-
punkten fest und sind trotz starker innerer Gegensátze noch im-
mer von Grundtvigs Geist erfiillt.
Der Volkshochschulgedanke wurde in den i83oer Jahren von
N. F. S. Grundtvig verkiindet, um das dánische Volk zu natio-
naler und religiöser Selbstbesinnung zu erwecken, insbesondere
zum Kampfe gegen den fremden — deutschen und lateinischen
— Geist, der sich in den dánischen höheren Schulen und auf der
Universitát, in der »schwarzen Schule«, breit machte.
Grundtvig hatte versucht, seinen Gedanken durch Oberset-
zung herrlicher historischer Werke aus dem dánischen, norwegi-
schen und englischen Mittelalter zum Siege zu verhelfen; durch
Biicher iiber nordische Mythologie und iiber Weltgeschichte, die
er als das Leben des Menschengeschlechts unter Gottes Fiihrung
auffasste, — aber alles war vergebens. Biicher allein halfen nicht,
und aus jenen Zeiten stammt nun bei Grundtvigs Jiingern und
noch bei einigen Grundtvig’schen Volkshochschulen ein gewisses