Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Blaðsíða 234
224
LE NORD
In dreierlei Hinsicht sind die danischen Volkshochschulen
freier gestellt als alle anderen:
1. Jeder Mann und jede Frau in Dánemark kann heute wie in
den ersten Zeiten eine eigene Volkshochschule errichten. Es wer-
den keine áusseren Qualifikationen verlangt, und wenn der Vor-
steher, der aus eigener Machtvollkommenheit dieses Amt beklei-
det, die Fáhigkeit gezeigt hat, zwei Jahre lang junge Mánner und
Frauen um sich zu sammeln, so wird seine Schule vom Staate als
Volkshochschule anerkannt und unterstiitzt, vorausgesetzt, dass in
den gewöhnlichen Volkshochschulfáchern Unterricht erteilt wird.
Es sind deshalb in Dánemark eine grosse Zahl von Volkshochschu-
len errichtet worden. Im Laufe von 90 Jahren im ganzen ca. 160
Schulen —, von denen 100 wieder verschwunden sind.
2. Ein dánischer Volkshochschulvorsteher kann zu Lehrern
oder Lehrerinnen seiner Schule ernennen, wen er will. Er kann
ihnen ihr Gehalt nach gegenseitiger Vereinbarung zahlen und sie
wieder verabschieden, wenn die Zusammenarbeit sich schwierig
gestaltet. Auch fiir die Lehrer an einer Volkshochschule werden
keine áusseren Qualifikationen verlangt, und der Lehrkörper an
den dánischen Volkshochschulen ist daher so bunt wie nur mög-
lich. Nach einer Statistik von 1930 waren damals 360 fest an-
gestellte Lehrer in Arbeit, davon waren 60 Akademiker, 76 hatten
Seminarausbildung, 32 waren Landwirtschaftskandidaten, und der
Rest (192) hatte keine Lehrerausbildung, sondern hatte sich durch
Selbststudium zu dieser Arbeit ausgebildet. Man fragt an den dá-
nischen Volkshochschulen in erster und in letzter Linie nach den
persönlichen Fáhigkeiten des Lehrers, ob er die Gabe besitzt, mit
den Schiilern in Verbindung zu kommen, und ob er ihnen mehr
als Kenntnisse zu geben hat. Der Zusammenarbeit zwischen dem
Vorsteher und den Lehrern legt man die allergrösste Bedeutung
bei, und alle arbeiten im allgemeinen fiir dasselbe Ziel und von
denselben Gesichtspunkten aus.
3. Schliesslich steht es dem Vorsteher und seinem Lehrkörper
frei, seiner Schule ein heliebiges geistiges oder politisches Geprage
zu geben. Durch den Unterricht oder durch freie Vortráge kön-
nen er und seine Lehrer die Schiiler in jeder beliebigen Richtung
so stark beeinflussen, wie sie wollen, ohne dass der Staat sich ir-
gendwie da hineinmischt oder sich in irgendwelche Kritik ein-
lásst. Die dánischen Volkshochschulen sind daher auch bisweilen
von starken Ideen durchdrungen und stehen im Dienste starker
geistiger und sozialer Strömungen, und die Errichtung einer