Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Blaðsíða 368
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LE NORD
Kámpfen sein Gepráge auf. In die-
ser Beziehung unterscheidet Dáne-
mark sich nicht nur von den Lán-
dern Siid-, Ost-, Mittel- und West-
europas, sondern auch in gewissem
Masse selbst von seinen skandinavi-
schen Nachbarlándern. Dánemark
ist das Land der unmerkbaren
Ubergánge, ein Umstand, der auch
in der Politik von erheblicher Be-
deutung ist und wesentlich dazu
beitrágt, eine ruhige Entwickelung
zu fördern. Damit soll keineswegs
gesagt sein, dass diese Charakter-
eigenschaft des dánischen Landes
und Volkes unter allen Umstánden
nur ein Vorteil ist. Im Gegenteil,
sie hat in ihren Auswirkungen ver-
schiedene Schattenseiten, auf die in-
dessen in diesem Zusammenhange
nicht eingegangen werden kann.
Das ándert jedoch nichts an der
Tatsache, dass besonders unter den
gegenwártigen Verháltnissen in Eu-
ropa dieses innere Gleichgewicht fiir
die weitere gedeihliche Entwicke-
lung des Landes auf politischem,
wirtschaftlichem und geistigem Ge-
biete ein wesentlicher Faktor ist,
den man beachten muss, wenn man
die dánischen Verháltnisse verste-
hen will.
Die Ende September ausseror-
dentlich drohende Lage wirkte in
Dánemark wie allenthalben in Eu-
ropa tief beángstigend. Dies Ge-
fiihl wurde noch dadurch verstárkt,
dass zwischen den oppositionellen
Parteien und den gegenwártigen
Regierungsparteien seit Jahrzehn-
ten starke Gegensátze beziiglich der
Wehrfrage bestanden. Das letzte
Wehrgesetz von 1937 war gegen die
Konservativen angenommen wor-
den, wáhrend die gemássigte Linke
sich der Stimmabgabe enthalten
hatte. Allerdings scheinen die Ge-
gensátze zwischen den Parteien
heute nicht ganz so uniiberbriickbar
wie noch vor wenigen Jahren; hat
doch der Sprecher der leitenden Re-
gierungspartei, der Vorsitzende der
sozialdemokratischen Reichstags-
fraktion, wáhrend der Generalde-
batte bei der Budgetberatung am 12.
Oktober erklárt, dass es seines Er-
achtens ganz unhaltbar sei, in dieser
Frage mit dogmatischen Begriffen
aus der Vergangenheit zu argumen-
tieren und dass man heutzutage
ganz anderen Voraussetzungen ge-
geniiberstehe als friiher, weswegen
man auf diesem Gebiete sich von
jedweder Dogmatik freihalten
musse. Es diirfte indessen unbestreit-
bar sein, dass in weiten Kreisen der
Bevölkerung iiber die eigentlich op-
positionellen Elemente hinaus sich
ein starkes Gefiihl der Unruhe gel-
ten machte, da man die Vorberei-
tungen sowohl auf militárischem Ge-
biet als hinsichtlich der Luftschutz-
massnahmen als unzulánglich an-
sah. Die Angriffe richteten sich be-
sonders gegen den Minister des In-
neren, dem der zivile Luftschutz
unterstellt ist. Man machte ihm
zum Vorwurf, dass er trotz der im
Laufe des Sommers sich stándig
mehrenden Anzeichen einer gefáhr-