Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Blaðsíða 231
DIE DANISCHE VOLKSHOCHSCHULE
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versammeln. Zu diesen Zusammenkiinften können ioo bis 600
friihere Schiiler kommen; die friiheren Schiiler bilden Schiiler-
vereine, die ihre eigenen Jahresschriften herausgeben und unbe-
mittelten jungen Mannern und Frauen dazu verhelfen, auf ihre
eigene alte Schule zu kommen. Die friiheren Schiiler versammeln
sich zu einem Jubilaumsfest, wenn 10, 25 oder 40 Jahre vergangen
sind, seit sie Schiiler waren, und die Schulen sind fast immer der
Mittelpunkt des kulturellen Lebens der Gegend und veranstalten
das ganze Jahr hindurch zahlreiche Zusammenkiinfte und Feste
fiir die ortsansassige Bevölkerung.
Das allen dánischen und nordischen Volkshochschulen gemein-
same Kennzeichen, das am tiefsten geht und diese Schulform von
fast allen anderen Fortbildungsschulen der Welt unterscheidet,
besteht jedoch darin, dass diese Schulen keine Berujsschulen sind.
Sie verfolgen keine praktischen Ziele, sie wollen keine Ausbildung
geben, die den jungen Mánnern und Frauen zu einer höheren Ge-
sellschaftsstufe verhelfen oder sie in einem bestimmten Fach tiich-
tiger machen kann, sei es in der landwirtschaftlichen oder kauf-
mánnischen Arbeit oder in der Industrie. Das Hauptziel der
Volkshochschulen geht darauf aus, den jugendlichen Schiilern ide-
elle Werte zu bieten und sie zu lehren, ihr allgemeines menschli-
ches Leben als Mánner und Frauen reicher zu leben als vorher,
die grossen Fragen der Zeit zu verstehen, sich ihrer Verantwor-
tung als Biirger freier demokratischer Staaten und ihrer Verant-
wortung dem Vaterlande und der Menschheit gegeniiber bewusst
zu werden. Viele Hochschulen sind stark religiös geprágt, und
auf diesen ist man bestrebt, die Schiiler des Ernstes und der Herr-
lichkeit des Christenlebens teilhaftig werden zu lassen. Die Ju-
gend in sozialer, nationaler oder religiöser Richtung zu entwickeln
oder in allen drei Richtungen zugleich, stellt fiir die meisten nor-
dischen Volkshochschulmánner die tiefste Bedeutung des Schul-
lebens dar. Immer und immer wieder betonen sie, dass die Schiiler
zu ihrer friiheren Arbeit zuriickkehren sollen, aber mit grösserer
Freude daran als vorher und mit einer klareren Erkenntnis des
Wertes ihrer Arbeit fiir sie selbst und fiir andere.
Nicht die Úbermittlung von Kenntnissen allein, sondern die
Erziehung des Charakters und der Persönlichkeit zu tatiger Mit-
arbeit im menschlichen Leben ist das Ziel der Volkshochschule.
Im Gegensatz zu technischen Schulen, Handelsschulen, Haus-
haltungsschulen und Universitáten hat man daher die Volkshoch-
schule als »die Schule fur das Leben« bezeichnet. Der Charakter