Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Blaðsíða 212
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LE NORD
der Verteidigung seiner und damit auch der nordischen Siidgrenze
nicht die erwartete Unterstxitzung Norwegens und Schwedens er-
hielt. Die Zusammenarbeit wurde zwar auch noch in der nach-
folgenden Zeit fortgesetzt, wenn auch unter anspruchsloseren For-
men und mit einem mehr realistischen Programm, schlief aber
nach und nach fast gánzlich ein, besonders seit Norwegen im Jah-
re 1905 sein Geschick in eigene Hánde genommen hatte.
Da kam der ’Weltkrieg. Auf Grund der gemeinsamen Schwie-
rigkeiten wáhrend dieses Krieges entwickelte sich eine allmáhlich
immer engere Zusammenarbeit zwischen den skandinavischen
Lándern. Ich brauche nur an die Dreikönigszusammenkunft zu
erinnern, die auf Anregung König Gustavs im Jahre 1914 in
Malmö einberufen wurde, und auf die spáter die Königszusam-
menkunft in Oslo vom November 1917 folgte. Die Regierungen
— namentlich die Ministerprásidenten und die Aussenminister —
standen ebenfalls in stándigem Kontakt miteinander. Ein umfas-
sender Warenaustausch wurde durchgefiihrt, zum Nutzen aller
nordischen Lánder, ein Warenaustausch, der um so bedeutungs-
voller war, als man den Grundsatz befolgte, einander nach besten
Kráften zu helfen ohne kleinliche Riicksicht darauf, ob das eine
Land mehr gab als das andere.
Hierbei handelte es sich indessen nur um ausserordentliche
Massnahmen in ausserordentlichen Zeiten. Bei einer Reihe von lei-
tenden Persönlichkeiten aus den skandinavischen Lándern, von
denen die meisten wáhrend des Weltkrieges fiir die damals ins
Werk gesetzte Zusammenarbeit tátig waren, tauchte nun aber der
Gedanke auf, ob nicht diese Zusammenarbeit, wenn auch unter
etwas veránderten Formen, fortgesetzt und erweitert werden
könnte, auch nachdem nun das Gespenst des Weltkrieges ver-
schwunden war. Im Februar 1919 wurde ein Aufruf an die All-
gemeinheit erlassen, in Dánemark, Norwegen und Schweden Ver-
eine zu bilden unter dem Namen »Norden«, welche, obwohl jeder
selbstándig fiir sich, auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten sollten:
die Förderung der nordischen Zusammenarbeit. Nach diesem Auf-
ruf sollte es Aufgabe der Vereine sein, das Zusammengehörigkeits-
gefiihl zwischen den nordischen Völkern zu vertiefen, ihre kultu-
rellen und ökonomischen Verbindungen zu erweitern und die Zu-
sammenarbeit zwischen ihnen zu fördern. Sie sollten also auf den
Gebieten, auf denen eine Zusammenarbeit bereits zustandegekom-
men war, diese nach ihren Kráften unterstutzen und weiterent-
wickeln, sowie auf anderen Gebieten, wo sich natiirliche Vorbe-