Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Page 223
DAS BAUERNTUMIM WIRTSCHAFTSLEBEN
FINNLANDS
Von Emil Hynninen.
DIE Geschichte zeigt, dass die Erringung ausgedehnterer
politischer und sozialer Freiheit einer Nation oft auch
einen kráftigen Anstoss zur Erstarkung und Hebung
des Wirtschaftslebens gibt. Das hat auch Finnland in der Nach-
kriegszeit erfahren. Unser Land hatte allerdings schon seit mehr
als hundert Jahren eine gewisse politische Selbstándigkeit als
autonomer Staat besessen, eigene Staatsorgane fiir die Verwal-
tung des Landes, eigenes Geldwesen, eigenes Postwesen; Finn-
land bildete ein eigenes Zollgebiet, und lange Zeit hatte es auch
ein eigenes Heer. Aber die politische Tátigkeit, ja sogar das
wirtschaftliche Leben war trotzdem in bestimmte Grenzen ge-
bannt, und das Land begann namentlich in den letzten Jahr-
zehnten vor der Gewinnung der Selbstándigkeit die Abhángig-
keit von Machtfaktoren ausserhalb unseres Staates so empfind-
lich zu spiiren, dass die Gemiiter unter einem bestándigen Druck
gehalten wurden. Als wir dann gegen Ende des Weltkrieges nach
manchen Leiden und Kámpfen die politische Selbstándigkeit zu-
riickgewannen, schöpften die Menschen neuen Mut, und es regte
sich neue Schaffenslust auch auf allen Gebieten des Wirtschafts-
lebens. Es war, als hátte das Arbeitstempo in unserem Lande ei-
nen rascheren Takt eingeschlagen und die Arbeitsintensitát sich
erhöht.
Der Bauer, der in seiner Wirtschaft gute Resultate zu erzie-
len sucht, wird auf seinem Gut in erster Linie die notwendigen
Bodenverbesserungen durchfiihren, die fiir die Sicherstellung der
allgemeinen Wertstufe seines Gutes erforderlich sind. In gleicher
Lage befanden sich der finnische Staat und das finnische Ge-
meinwesen, als wir zur politischen Selbstándigkeit gelangten.
Wir mussten notwendigerweise zu gewissen, fiir unsere Verhált-
nisse bedeutenden Bodenverbesserungen schreiten. Die wichtigste
von diesen war die Agrarreform. Vor dem Kriege hatten wir in
Finnland ungefáhr 150.000 Pachtbetriebe, von denen die meisten
von dem Hauptgut abhángig waren. Mit der Reform wurde
1918 begonnen, Ende 1936 waren bereits 119.600 Pachtstellen
durch Ablösung selbstandig gemacht, und heute kann die Agrar-
reform praktisch als durchgefiihrt gelten. Hand in Hand mit