Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Page 224
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LE NORD
dieser Verselbstandigung der Betriebe wurde in den Nachkriegs-
jahren versucht, mit Hilfe der Kolonisationstatigkeit in grösse-
rem Umfang als friiher die besitzlose Bevölkerung des platten
Landes an die Scholle zu hinden. So wurden nach dem Kriege
etwa 23.000 neue Giiter gegriindet oder ganz kleinen Betrieben
Zusatzlándereien gegeben. Wir können heute feststellen, dass die
Zahl der selbstándigen Giiter und der mit anbaufáhigem Land
versehenen Wohnstellen, d. h. der selhstandigen Bauernfamilien,
sich in der Nachkriegszeit um etwa 140.000 vermehrt hat, was
fiir unsere Verháltnisse von recht grosser Bedeutung ist.
Nach den Untersuchungen der Agrarwissenschaftler miissen
in dem so nördlich gelegenen und verháltnismássig kargen Finn-
land zu einem Betrieb ungefáhr 10 ha landwirtschaftlich nutz-
barer Boden gehören, ehe angenommen werden kann, dass er der
Bauernfamilie ihr Auskommen garantiert. Im Hinblick hierauf
hat die Regierung durch Gewáhrung von Unterstiitzungen fiir
die Urharmachung von Neuland und Weideland die Vermeh-
rung der Anbaufláche durch Kleinbetriebe zu fördern versucht.
So wurden z. B. in den Jahren 1919—37 fiir die Durchfiihrung
von Plánen zu Neu- und Weidelandrodungen aus Staatsmitteln
etwa 282 Mill. Finnmark angewiesen. Diese Pláne, von denen
die meisten durchgefiihrt sind, umfassen 347.000 ha Acker und
34.000 ha Weideland. Fiir eine solche Rodung bestehen in Finn-
land noch grosse Möglichkeiten. Denn obgleich die Ackerfláche
mancher Giiter klein ist, besitzen doch viele von ihnen anbau-
fáhiges Gelánde, Wiesen und Waldungen, so dass die Giiter
ihrem Gesamtareal nach gegeniiber mitteleuropáischen Verhált-
nissen gross sind. Durch diese verschiedenen Massnahmen hat sich
die Ackerfláche Finnlands seit dem Kriege um etwa 562.000 ha
erhöht.
Diese Bodenverbesserungen hátten aber trotz der staatlichen
Förderung nicht ausgefiihrt werden können, wáren die Bauern
— bis zu den Kleinbauern herab — nicht zu grösserer Selhst-
tatigkeit erwacht und von dem Bestreben beseelt, ihre materielle
und geistige Lage zu verbessern. Diese grössere Regsamkeit áus-
sert sich auch in einer gesteigerten und erstarkten Organisations-
tátigkeit der Bauern. In Finnland, wo die berufstechnische Or-
ganisation der Landwirte schon seit mehr als 100 Jahren besteht,
gruppierten sich die Bauern erst in den ersten Jahren dieses Jahr-
hunderts zur Griindung von Genossenschaften. Der Gríinder und
langjáhrige Leiter unseres Genossenschaftswesens war Professor