Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Page 228
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LE NORD
Obwohl also der Wohlstand des finnischen Bauerntums nicht
im Bereich der Traumgebilde liegt, sondern durch systematische
Arbeit auf realen Boden gegriindet werden kann, ist doch zu-
zugeben, dass der Lebensstandard unserer bauerlichen Bevölke-
rung nicht hoch ist, sondern dass der Bauer ebenso wie unser gan-
zes, im hohen Norden wohnendes Volk ein verháltnismássig an-
spruchsloses Leben fiihrt. Das Nationaleinkommen ist in Finn-
land, auf den Bewohner berechnet, viel niedriger als in manchen
anderen Lándern. Bei diesem bescheidenen Nationaleinkommen
kann unsere Nation und unsere báuerliche Bevölkerung nur da-
durch zu Wohlstand kommen, dass sie ihre eigene Wirtschaft
nach verniinftigen Grundsátzen fiihrt. Dieselben Grundsátze
miissen auch auf die Wirtschaftsfiihrung der Gemeinden und des
Staates angewandt werden. Ein Vorteil ist es fiir uns bei dieser
Sachlage, dass unsere báuerliche Bevölkerung ebensowenig wie
unser Staat úbermássig verschuldet ist. Die Zahlungsbilanz unse-
res Aussenhandels war fiir uns in den Jahren 1930—37 ausser-
ordentlich giinstig und brachte einen Uberschuss von 7 Milliarden
Finnmark ein. Von diesem Betrag ist mehr als die Hálfte zur Til-
gung kurzfristiger auslándischer Schulden, ein kleinerer Teil
auch zur Abtragung langfristiger Schulden verwendet worden.
Unsere gesamte Staatsschuld belief sich am Ausgang des vorigen
Jahres auf 3,8 Milliarden Finnmark. Nach Untersuchungen, die
sich auf das Jahr 1932 beziehen, waren von den Landwirten
Finnlands 34% schuldenfrei, und 37% hatten weniger als 25%
Schulden im Vergleich zu ihren Mitteln. Die so situierten zwei
Dritteile unserer Landwirte iiberstehen auch die Krisen verhált-
nismássig leicht. In der schlimmsten Lage befanden sich wáhrend
der letztverflossenen Krisenjahre diejenigen Landwirte, die zu
mehr als 50% ihres Vermögens verschuldet waren. Diese záhlen
unter unseren Landwirten 9%.
In den zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben Finnlands,
die heute fast vollstándig im Besitz der báuerlichen Bevölkerung
selbst sind, nimmt die Arbeit die leitende Stellung ein. Durch sie
erweitern sich die Anbaufláchen, gestaltet sich die Produktion in-
tensiv und die Lage des finnischen Bauern immer sicherer. Die
durch Arbeit geschaffenen Werte geben Finnland die Möglich-
keit zur Fortentwicklung des nationalen Heerwesens, zum Schut-
ze seiner politischen Freiheit. Auf der Grundlage des durch Ar-
beit erhöhten wirtschaftlichen Wohlstands werden wir auch all-
máhlich eine báuerliche Kultur und eine von deren Geist durch-
drungene nationale Kultur schaffen können.