Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Page 235
DIE DANISCHE VOLKSHOCHSCHULE
225
Volkshochschule hat oft einen kráftigen Vorstoss neuer, grosser
Gedanken bedeutet. Wenn die Tátigkeit als Volkshochschulvor-
steher und Volkshochschullehrer von vielen der tíichtigsten und
ideellsten Begabungen des Volkes als eine Berufung gefiihlt wurde
und noch gefiihlt wird, so hángt das sicher damit zusammen, dass
diese »drei Freiheiten« noch heutigentags unangetastet sind.
Dieser Umstand ist um so merkwiirdiger, als diese freien Pri-
vatschulen und die damit verwandten landwirtschaftlichen Schu-
len vom Staate eine Unterstiitzung von jáhrlich weit iiber 1 Mil-
lion Kronen beziehen. Ungefáhr die Hálfte dieser Summe wird
an die Volkshochschulen im Verháltnis zu ihrer Grösse ausge-
zahlt1) — eine grosse Schule kann auf diese Weise ca. 10 000 Kro-
nen jáhrlichen Zuschuss bekommen — und die Schulen werden
hierdurch instand gesetzt, den Schiilern fur nur 70—80 Kronen
monatlich Kost, Logis und Unterricht zu geben. Die jungen Mán-
ner und Frauen, die diese Summe nicht zu entrichten vermögen,
können ausserdem zu ihrem Schulaufenthalt vom Staate eine Bei-
hilfe bekommen, bis zu 50 Kronen monatlich. Auf diese Weise
ist die Möglichkeit geschaffen, dass alle jungen Mánner und
Frauen in Dánemark, die es wiinschen, auf die Volkshochschule
kommen können, ohne dass der Staat sich eine Kontrolle iiber die
Beeinflussung ausbedingt, der sie hier ausgesetzt sind. Es gibt
zwar einen staatlichen Aufsichtsbeamten fiir die Volkshochschu-
len, der von Schule zu Schule reist und ihnen mit Rat und Tat
beisteht, aber er hat nicht das Recht, in die geistige Arbeit der
Schule einzugreifen und ihren Gang zu ándern.
Diese Regelung ist eine freiheitliche Rechtsordnung von gröss-
ter Tragweite und wahrscheinlich einzigartig in der Welt. Ihr
Grundgedanke ist, dass man von seiten des Staates den Wunsch
hat, jede geistige Schulinitiative zum Bestem der erwachsenen Ju-
gend zu fördern. Man ist der Auffassung, dass es fiir die Gesamt-
heit desto besser ist, je gebildeter und geistig reifer diese Jugend
wird, ungeachtet dessen, dass der Geist, in dem die Schule gelei-
tet wird, und in dem die jungen Leute beeinflusst werden, viel-
leicht im stárksten Gegensatz zu der Mehrheit steht, die nun ge-
rade die Macht im Staate hat. So unterstiitzt der dánische Staat
zur Zeit Schulen der verschiedensten Richtung: stark nationale
*) Der Staatszuschuss fiir die einzelne Schule wird folgendermassen be-
rechnet: 50 % des Lehrergehaltes, 20 % des Lehrergehaltes des Vorstehers,
35 % der Ausgaben fiir Lehrmittel und 10 % der Ausgaben fiir Verzinsung
und Amortisation des in den Schulgebáuden investierten Kapitals.
16*