Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Side 257
CHRONIQUE TRIMESTRIELLE
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Arbeiterklasse ist recht sichergestellt
worden. Sie hat jetzt viel zu ver-
lieren und somit auch viel zu ver-
teidigen. »Unzweifelhaft kann man
behaupten, dass falls er (Karl Marx)
in unserer Zeit leben wiirde, so
wiirde er dazu auffordern, gerade
so zu handeln, wie heute in den
Nordischen Lándern gehandelt
wird, Freunde aus anderen Gesell-
schaftsgruppen zu suchen und mit
denselben in Giite und Eintracht
iibereinzukommen. Er wiirde so
verfahren, weil dadurch die besten
Resultate erzielt werden können.
Und es sind ja gerade die Ergeb-
nisse, die fiir die Arbeiterklasse von
Bedeutung sind, und nicht das Fest-
halten an irgend welchen Vorstel-
lungen, die ihre Zeit iiberlebt ha-
ben.«
Die Uberlassung der Organisie-
rung der Olympischen Spiele im
Jahre 1940 an Finnland ist im gan-
zen Lande mit grosser Freude be-
griisst worden.
Als im Jahre 1936 der Beschluss
gefasst wurde, die Organisierung
der Olympischen Spiele von 1940
Japan zu iiberlassen, wurde dies in
Finnland als eine Zuriicksetzung
empfunden, die in politischen Riick-
sichten begriindet war. Eine Gross-
macht, die nicht die gleichen sport-
lichen Verdienste wie Finnland be-
sass, wollte man nicht verletzen,
wenn sie so eifrig wiinschte, mit der
Organisierung dieser Spiele betraut
zu werden. Jetzt haben andere poli-
tische Griinde — der Krieg gegen
China — bewirkt, dass Japan von
diesem Unternehmen hat absehen
miissen. Es ist mit dem Geist der
Olympischen Spiele nicht vereinbar,
dass dieselben in einem Krieg fiih-
renden Lande stattfinden. Dies
wurde in den leitenden Sportskrei-
sen verschiedener Lánder schon vor-
her festgestellt, ehe Japan seinen
Entschluss kundgab, auf die Abhal-
tung der Spiele des Jahres 1940 in
Tokio zu verzichten. In Finnland
gibt es Personen, welche schon vom
Juli vorigen Jahres die Uberzeugung
gehegt haben, dass Japan die Spiele
nicht organisieren wiirde und dass
diese vielmehr Finnland iiberlassen
werden wiirden.
Wird Finnland in der Lage sein,
diesen Auftrag mit Ehren erfiillen
zu können?
Diese Frage ist in der finnischen
Presse einer eifrigen Debatte unter-
zogen worden. Ganz allgemein ist
die Auffassung, welche Dr. H.
Ramsay Ende Juli mit folgenden
Worten zum Ausdruck brachte:
»Wenn wir die Arbeit ruhig,
energisch und mit Uberlegung aus-
fiihren und wenn wir es als Haupt-
sache betrachten, dass die Spiele in
sportlicher Hinsicht gelingen miis-
sen, so glaube ich nicht, dass die
Kritik des Auslandes iibermássig
streng ausfallen wird. Aber schon
jetzt miissen wir uns dariiber im
Klaren sein, dass wir aus dem Pro-