Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Page 369
CHRONIQUE TRIMESTRIELLE
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lichen internationalen Spannung es
unterlassen habe, rechtzeitig eine
Reihe notwendiger vorkehrender
Massnahmen zum Schutze der Zi-
vilbevölkerung zu treffen. Im Fol-
keting interpellierten die Konserva-
tiven, deren Angriffe indessen von
der Regierungskoalition abgewiesen
wurden. Die gemassigte Linke inter-
pellierte den Handelsminister iiber
die Versorgung des Landes mit un-
entbehrlichen Waren in den kriti-
schen Septembertagen. Auch die ge-
gen diesen Minister erhobenen Vor-
wiirfe wurden von der Regierungs-
mehrheit zuriickgewiesen. Dagegen
kiindigte der Staatsminister die Ab-
sicht an, zur Beratung wichtiger aus-
senpolitischer und militárischer Fra-
gen einen besonderen Ausschuss ein-
zusetzen, der aus 21 Vertretern der
vier grossen Reichstagsparteien be-
stehen und auf der Grundlage der
im Laufe der Krise gemachten Er-
fahrungen mit den zustándigen Mi-
nistern, in Sonderheit dem Staats-,
Aussen- und Wehrminister, verhan-
deln sollte. Unter den in Frage kom-
menden Problemen wurden in er-
ster Linie die internationale Stel-
lung Dánemarks, besonders die
Wirksamkeit im Völkerbunde und
der Ausbau der Zusammenarbeit
mit den iibrigen nordischen Staaten,
sowie die wehrmássige und wirt-
schaftliche Bereitschaft erwáhnt.
Von Seiten der Opposition wurde
die Einsetzung eines solchen Aus-
schusses in mehrfacher Hinsicht
kritisiert. Die gemássigte Linke
fand denselben im grossen und gan-
zen iiberfliissig, da der bereits in
Gemássheit des Gesetzes vom 13.
April 1923 bestehende Ausschuss
fiir auswártige Angelegenheiten das
natiirliche Forum der beabsichtigten
Verhandlungen sei, eine Auffas-
sung, die in der konservativen Par-
tei prinzipielle Zustimmung fand.
Von konservativer Seite drángte
man vornehmlich darauf, dass bald-
möglichst neue positive wehrpoliti-
sche Massnahmen zur Sicherung der
Neutralitát ergriffen wiirden, da-
mit Dánemark auch auf diesem Ge-
biete als voll gleichwertiger Part-
ner neben den andern nordischen
Staaten stehen und mit ihnen in die-
ser Hinsicht auf wirklich gleichem
Fusse arbeiten könne, was nach
konservativer Ansicht gegenwártig
nicht der Fall sei. Man betonte be-
sonders, dass man nicht gesonnen
sei, sich durch den Eintritt in den
vorgeschlagenen Ausschuss die
Hánde binden zu lassen fiir den
Fall, dass die Arbeit desselben nicht
befriedigende Ergebnisse zeitigen
sollte. Mit diesem Vorbehalte
stimmte man der Einsetzung des
Ausschusses zu, und dieser ist am
15. November zu einer ersten Sit-
zung zusammengetreten.
Was iibrigens Da.nema.rks allge-
meine aussenpolitische Stellung in
den kritischen Septembertagen be-
trifft, war diese naturgemáss von
dem leitenden Prinzip der unbe-
dingten Neutralitát bestimmt, ganz
wie es auch fiir die anderen nordi-
schen Staaten der Fall war. Nie-
mand zog auch nur einen Augen-