Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1938, Page 378
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LE NORD
land auf dem englischen und deut-
schen Markt Konkurrenten, beson-
ders was die Butterausfuhr betrifft.
Aber auf geistigem und kulturellem
Gebiet beginnt man sich in Dáne-
mark in steigendem Masse fiir die
baltischen Lánder zu interessieren.
Ein deutliches Anzeichen hierfiir
ist u. a. die Eröffnung einer letti-
schen Kunstausstellung, die am 18.
November — dem zwanzigsten
Jahrestage der Unabhángigkeit
Lettlands — in Kopenhagen statt-
fand. Die Ausstellung, die in den
stattlichen Ráumen von Charlot-
tenborg, dem Gebáude der König-
lichen Akademie der schönen Kiin-
ste, abgehalten und lettischerseits
von dem Leiter des Rigaer Kunst-
museums, Professor Dr. Purvits,
organisiert wurde, hat allgemeine
Beachtung und Aufmerksamkeit ge-
funden.
In politischer Hinsicht hat man
besonders bemerkt, dass Lettland
und die ubrigen baltischen Staaten
sich der Neutralitátspolitik der nor-
dischen Lánder genáhert haben, wie
dies auf der letzten Völkerbunds-
versammlung im September durch
die von den baltischen Aussenmini-
stern abgegebenen Erklárungen und
ihre Stellungnahme zu der kollek-
tiven Sicherheits- und Sanktions-
politik deutlich in Erscheinung trat.
Von Dr. Munters wurde diese aus-
senpolitische Linie Lettlands wáh-
rend seines Kopenhagener Aufent-
halts zu wiederholten Malen betont.
Holger Andersen.
Die Sicherung der
Neutralitat Alands
ist seit vorigem Friih-
jahr Gegenstand ei-
ner Reihe von Ver-
handlungen zwischen
der finnischen und
schwedischen Regierung gewesen.
Ende des Sommers begann man,
iiber diese Verhandlungen Berichte
zu veröffentlichen. Von besonderer
Bedeutung war die Rundfunkrede,
in welcher der Ministerprásident Ca-
jander am 8. September diese Fra-
ge beriihrte. Er wies zuerst darauf
hin, dass der Völkerbund wáhrend
der ersten Jahre seiner Tátigkeit
imstande gewesen war, die zwischen
Finnland und Schweden entstande-
ne Zwistigkeit inbetreff der Aland-
frage zu friedlicher Erledigung
zu bringen. Die Bedeutung des Völ-
kerbundes habe sich jedoch verrin-
gert, was vor allem darauf zuriick-
zufiihren sei, dass die Völker zur
Aufrechterhaltung des internationa-
len Friedens- und Sicherheitssystems
noch nicht reif seien. Der Minister-
prásident áusserte u. a.:
»Dem Völkerbund selbst stehen
keine Zwangsmittel zur Verfii-
gung. Er kann sich nur derjenigen
Zwangsmittel bedienen, die die Mit-
gliedstaaten in Anwendung zu brin-
gen gewillt sind. Falls der Völker-
bund alle selbstándigen Völker der
Welt umfassen wiirde, bezw. diese
sámtlich in aufrichtiger Absicht
dem Bunde ihre Kráfte zur Verfii-
gung stellten, wáre die Autoritát
des Völkerbundes unbestreitbar.