Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1943, Blaðsíða 111
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der zeit seinen wortbestand mit fachausdriicken, die zu
diesem erwerb gehören, es vergisst auch solche ausdriicke,
die es friiher besessen hat, die nicht mehr zum táglichen
gebrauch des lebens gehören. „Alles fliesst und verándert
sich“ gilt nicht weniger von einer sprache als von dem
leben im allgemeinen. Die neuen ansiedler Islands, die das
land jetzt mehr als 1000 jahre bewohnt haben, waren von
anfang an insbesondere bauern und fischer. Die sprache
muss demnach besonders reich an solchen ausdriicken
sein, die mit diesen erwerbszweigen in verbindung stehen.
Indessen regte sich auf Island in den ersten jahrhunder-
ten des neuen bauernstaates eine besonders starke lite-
rarische tátigkeit, die dann mit den jeweiligen politischen
und wirtschaftlichen verháltnissen neue formen annahm,
bis in unsere zeit hinein. Úberraschend gross ist die an-
zahl der islándischen handschriften aus dem mittelalter,
insbesondere dem 13. und 14. jahrhundert, die sich mit
allem menschlichen befassen, nicht allein mit mythologie,
geschichte, jurisprudenz und medizin, sondern auch mit
astronomie, zeitrechnung u.s.w. Zu tausenden sind diese
handschriften zu záhlen und wenn man die weiterent-
wicklung der islándischen literatur ins auge fasst, was
spáter gedichtet und gedacht wurde — aus den jiingeren
jahrhunderten gibt es mindestens 8—9000 handschrift-
ten — wirkt der reichtum der islándischen literatur und
damit der sprache iiberwáltigend. Der wortschatz der
altislándischen periode ist bekanntlich in den wörter-
biichern von Johan Fritzner (Ordbog over det gamle
norske Sprog, Kristiania 1886—1896), Cleasby-Vigfússon
(An Icelandic-English dictionary based on the Ms. collec-
tions of the late Richard Cleasby, enlarged and completed
by Gudbrand Vigfússon, Oxford 1874) und Sveinbjörn
Egilsson fiir die skaldensprache (lexicon poeticum anti-
Quœ linguœ septentrionalis, das zuerst in den jahren
1854—1860 mit lateinischen ubersetzungen herauskam,
spáter von Finnur Jónsson, ergánzt und verbessert, mit
dánischen ubersetzungen, in den jahren 1913—1916 und
wieder 1931 herausgegeben) gesammelt worden. Ein klei-