Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1943, Page 120
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Ársrit Fræðafélagsins 1924). Dies an sich verbliif-
fende resultat ist teilweise dadurch verursacht, dass
eine ganze menge von neuen zusammensetzungen im laufe
der zeiten gebildet wurde, und teil\veise dadurch, wie be-
reits Brwáhnt, dass die altisl. sprache eine reine literatur-
sprache ist und die altisl. wörterbiicher nur das ver-
zeichnen können, was in der literatur zur verwendung
kam. Interlinearversionen von schulbiichern, glossare u.
dgl., die wir z. b. fiirs althochdeutsche kennen, bestehen
sogut wie nicht fiir die álteste periode der isl. sprache.
Die urkunden, die im Dipl. Islandicum herausgegeben
werden, stammen meistens aus dem 14., 15. und 16. jahr-
hundert. Zweitens hat Finnur Jónsson (was auch nicht
der zweck seiner kleinen abhandlung war) es unterlassen
eine auswahl neuislándischer wörter mit den anderen
germanischen sprachen, insbesondere mit norwegischen
dialekten, zu vergleichen, was das ergebnis dieses vorge-
nommenen vergleiches erheblich verándern wiirde. Die
etymologische untersuchung der islándischen sprache der
ganzen periode, von den ersten iiberlieferungen bis zum
heutigen tage, zeigt, dass die islándische sprache etwa
57,4% von den von Walde und Pokorny in ihrem etymo-
logischen wörterbuche der indogermanischen sprachen
verzeichneten wurzeln bewahrt hat und in dieser be-
ziehung ist nur die altgriechische sprache mit etwa 67%
voran (s. hieruber mein buch: Um frumtungu Indo-
germana og frumheimkynni, Reykjavík 1943, S. 17). Ein
bedeutender teil der erst im neuislándischen auftauchen-
den ivörter entstammt der indogermanischen zeit. Es ist
sogar möglich, ja recht wahrscheinlich, wenn die lexika-
lischen arbeiten, von denen die rede war, einmal fertig-
gebracht werden, dass ein gewisser teil des isl. wort-
schatzes, den wir jetzt als neuislándisch bezeichnen, weil
er nur im neuisl. schrifttum bekannt ist, mehrere jahr-
hunderte zuriick verfolgt werden kann. Es bliebe dann
nur noch die annahme iibrig, dass der wortschatz, in der
miindlichen iiberlieferung allein durch jahrhunderte, ja
jahrtausende bewahrt wurde, wenn eine etymologische