Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1943, Side 118
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nommen wurden, von denen jetzt noch etwa 150 im ge-
brauch sind.
Zum dritten punkt, der neuschaffung der isl. sprache,
seien nur einige bemerkungen gemacht. Wie jede andere
sprache hat sich der islándische wortschatz allmáhlich
verándert: alte wörter sterben aus oder ándern die be-
deutung, neue treten hinzu, entweder durch entlehnung
oder durch neubildung. Da die isl. sprache ihr altertum-
liches gepráge und die reinheit durch 1000 jahre bewahrt
hat, dank der verjiingung und des reinigungsprozesses
des 19. und 20. jahrhunderts, da beinahe sámtliche suf-
fixe (im ganzen etwa 130) altgermanisch sind und die
sprache sozusagen durchsichtig ist, indem man die ein-
zelnen bildungselemente unterscheiden kann, und die ur-
sprungliche bedeutung der meisten stámme durchleuch-
tet, entstehen hierdurch unerschöpfliche möglichkeiten
von neubildungen. Man kann fur jeden gedanken, fur je-
den technischen begriff und jede neuerung ein wort oder
ein kompositum bilden, das wie altgermanisch aussieht
und der isl. sprache ein eigentumliches gepráge verleiht
und dazu beitrágt die isl. sprache zu verjungen, ohne dass
etwas von der sonderstellung eingebusst wird. Prinzipiell
werden auslándische wörter in der schriftsprache vermie-
den, indem man die möglichkeiten besitzt ein altes oder
im aussterben begriffenes wort durch bedeutungsánde-
rung zu verjungen oder mit hilfe der suffixe oder durch
zusammensetzung neue zu prágen (uber die verjungungs-
möglichkeiten vgl. die abhandlung von Björn Bjarnason:
Nýyrði in Tímarit Verkfræðingafélags íslands 1918, 46—
56). Man ist teilweise systematisch vorgegangen, indem
eine aus fachleuten bestehende kommission ganze listen
von fachausdrucken, besonders auf technischem gebiete,
herausgegeben hat. Ein bedeutender teil von diesen neu-
prágungen ist in der alltagssprache durchgedrungen (Orð
úr viðskiftamáli eftir Orðanefnd Verkfræðingafélagsins.
Sérprentun úr Lesbók Morgunblaðsins 3.okt. 1926, Reykja-
vík 1927. íðorðasafn frá orðanefnd Verkfræðingafélags-
ins, sérprentun úr Tímariti V.F.Í. og registur, Reykjavík