Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1943, Page 180
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DIE HELGAFELLLAVEN.
An der steilen Ostkiiste tritt die nicht auffallend poröse
Lava in díinnen Decken mit Zwischenlagen aus hellroten
Schlacken auf. Im ganzen habe ich hier 14—15 Bánke
auf Breccieunterlage unterscheiden können. An der West-
kuste sieht man deren meist nur 6—7, sie sind dagegen
bedeutend dicker als im Osten — bis einige Meter.
Nur in der untersten Zwischenlage konnte ich in der
Náhe von Sæfjall, wo die liegende Breccie ausstreicht,
ein wenig Sand und Lehm beobachten. Sonst findet man
keine Zeugen einer lángeren Unterbrechung der Erup-
tionstátigkeit.
Þ. Thoroddsen vermutete, dass Helgafell nach der ersten
Besiedlung der Insel tátig gewesen ist etwa ums Jahr
950 (Þ. Thoroddsen, Die Geschichte der islándischen Vul-
kane, Kbh. 1925, S. 175). Ich kann mich dieser Auffassung
nicht anschliessen, da man in dem Falle deutliche Spuren
der Verwitterung und des Pflanzenwuchses unter der
jiingsten Lavadecke finden musste. Im Gegenteil nehme
ich an, dass der letzte Ausbruch des Vulkans schon sehr
lange vor der Besiedlung stattfand, wie im folgenden
náher begrundet sein wird.
Die Laven haben fruher eine weit grössere Ausdehnung
gehabt als lieute, denn an den mittleren Ost- und West-
kusten treten sie mit einer 50—60 m hohen Abbruchs-
wand ans Meer.
Die Oberfláche der Lava hat hier allerdings ein recht
starkes Gefálle und ihre Verlángerung trifft das Meer
nicht allzuweit von der Kuste entfernt. Jedoch haben wir
hier Zeugen einer gewaltigen Meeresarbeit.
Um eine Vorstellung von der unterseeischen Verbreitung
der Lava zu bekommen, habe ich mich an gute Kenner
des betreffenden Meeresgrundes, meine Freunde Guð-
mundur Vigfússon und Þorgeir Jóelsson gewandt. Nach
ihren Angaben habe ich die Grenzen der Lava in die
beifolgende Karte eingetragen (Abb. 1).