Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1943, Page 182
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Es fragt sich nun, ob die Insel, mitsamt ihrer Um-
gebung, zur Zeit der Ausbriiche mindestens 50 m höher
stand, als heute, oder ob eine Verwerfung und Absinken
des unterseeischen Saumes stattgefunden hat.
Zunáchst sieht man an den Kusten, dass die Lava sich
mit unverándertem Charakter bis unter das Meeresniveau
fortsetzt. Die Insel stand deshalb sicherlich relativ etwas
hcher wáhrend der Ausbruche als jetzt. Zweitens folgt
der unterseeische Lavasaum der Kuste im grossen und
ganzen so gut, dass es durch eine Verwerfung gar nicht
zu erkláren ist, da die Verwerfungen in Island wohl
immer an geraden Linien mit ganz bestimmten Richtun-
gen erfolgt sind.
In der Seemannssprache spricht man von „Lava‘f
(Hraun) auch in weiterer Umgebung der Westmánner-
inseln. Nach der Aussage meiner Gewáhrsmánner handelt
es sich dann gewöhnlich nur um rauhen, von Sand oder
Schlamm freien Breccieboden. Es ist nun auffallend,
dass wenigstens grosse Gebiete dieses Bodens eine Tiefe
von nahezu 50 m haben. Es liegt nahe, hierin eine junge
subaerile Erosion bis etwa zu dieser Tiefe zu erblicken.
Ferner spricht der Fund von Geröllen, die von der
Brandung bearbeitet worden sind, auf dem Meeresboden
in der Náhe von Þríklakkar fiir eine junge Senkung des
Gebiets.
Aus diesen Grunden möchte ich annehmen, dass das
ganze Inselgebiet zur Zeit der Eruptionen relativ min-
destens 50 m höher stand als gegenwártig.
Das allein spricht fur ein hohes Alter der Lava. Aber
eine bessere Vorstellung von ihrem Alter erhalten wir
aus der Grösse der Meeresarbeit an den Kusten. Man
braucht gewiss nicht den ganzen unterseeischen Lava-
saum als einen Erosionsabsatz aufzufassen, aber einige
Hundert Meter ist die Kuste sicherlich durch Erosion
zuruckgewichen.
Leider ist kein Mass fiir die Arbeit der Brandung an
den Kiisten von Heimaey aus geschichtlicher Zeit bekannt,
es scheint jedoch plausibel, dass die ganze geleistete