Studia Islandica - 01.06.1989, Blaðsíða 12
10
tur von groBer Wichtigkeit ist, von neuem aufgeworfen wer-
den.
Da Theodoricus’ Chronik gewissermaBen eine Schlussel-
stellung einnimmt, bildet sie hier den Ausgangspunkt. Úber
das lateinische Werk hat man eine Menge geschrieben, eine
umfassende, monographische Darstellung jedoch hat vor al-
lem A. O. Johnsen mit seiner Abhandlung „Om Theodoricus
og hans Historia de antiquitate regum Norwagiensium“, Oslo
1939, gegeben.9 Aus Johnsens Untersuchung wie auch ande-
ren Forschungsarbeiten geht u. a. hervor, welch unklare Vor-
stellung man von Theodoricus’ Quellen hat.
Der norwegische Geschichtsschreiber hat laut eigener Aus-
sage islándische Quellen benutzt, von denen die Mehrheit der
Forscher annimmt, sie seien múndlich gewesen. Neuerdings
hat Bjarni Guðnason10 das Quellenproblem unter besonderer
Berucksichtigung islándischer Schriftquellen erörtert. Er
kommt u.a. zu dem Ergebnis, daB Theodoricus sich auf die
Werke der islándischen Geschichtsschreiber Sæmundr und
Ari gestútzt haben könne, obgleich er sie nicht ausdrúcklich
nenne. Da diese Ansicht sehr umstritten ist, Theodoricus
noch andere islándische Schriftquellen verwendet haben
kann und dies alles schwerwiegende Folgen fúr die Genese
der norrönen Historiographie hat, sollen nicht nur Theodori-
cus’ Buch, sondern auch die beiden anderen Úbersichtswer-
ke, Ágrip und Historia Norvegiæ, náher untersucht werden.
Die Absicht hier ist es, zuerst Theodoricus’ Historia zu be-
schreiben, wobei die Autorenfrage, Handschriftenúberliefe-
rung, das Alter, der Stoff, die Form, Intention und Quellen
des Werkes behandelt werden. Bezúglich der Quellen sind es
vor allem die islándischen, die im Mittelpunkt stehen. Kurz
erörtert werden dann noch Theodoricus’ evtl. EinfluB auf die
islándische Geschichtsschreibung und der kulturgeschichtli-
che Hintergrund. Im AnschluB an diese monographische
Darstellung wird versucht, das in der Forschung so oft disku-
tierte und verschieden beurteilte Verháltnis zwischen den
drei áltesten Synoptiken zu bestimmen. Wiederum interessie-