Studia Islandica - 01.06.1989, Blaðsíða 50
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in der Profangeschichtschreibung eine Art Toleranz in die-
sem Punkte aufkommt/... /so darf man hierin wohl einen Ein-
fluss der Vita vermuten, der schon leicht deshalb möglich
war, weil ja auch Chronisten die Viten háufig benutzten und
ausschrieben.“29
2. Aufternorröne Quellen Theodoricus’
Theodoricus scheint sich auf vielerlei Quellen gestutzt zu
haben, sowohl norröne (islándische, norwegische) wie auBer-
norröne, schriftliche und miindliche. Im folgenden sollen nun
sehr kurz seine auslándischen Quellen behandelt werden, die
er vor allem fiir die Digressionen verwendet hat.
Theodoricus zitiert oft die Bibel,30 Autoren der Antike
(z.B. Plato, Chrysippus philosophus, Plinius, Lucanus, Hora-
tius, Ovidius, Virgilius), Kirchenváter (z.B. Origines, Euse-
bius, Hieronymus, Augustinus) und mittelalterliche Autoren
oder Werke (z.B. Boethius, Paulus Diaconus, Jordanis, Isi-
dorus, Beda, Remigius von Auxerre, Hugo von St. Viktor,
Sigebert von Gembloux, Historia Normannorumft1 Romana
historia32). Da hier keineswegs all die Probleme, die beziig-
lich der einzelnen Zitate des Verfassers auftreten, náher erör-
tert werden können, soll auf die Arbeiten G. Storms, P. Leh-
manns, A.O. Johnsens und Jens S.Th. Hanssens verwiesen
werden.33
Theodoricus’ auBernorröne Quellen werden nur generell
besprochen. Die Meinungen der Forscher gehen auseinan-
der, ob er die Werke der betreffenden Autoren selbst gelesen
oder hauptsáchlich Exzerptensammlungen und Florilegien
benutzt hat. Dies beriihrt u.a. auch die Frage nach Art und
Beschaffenheit der Bibliothek in Niðaróss im 12. Jahrhundert
sowie einem evtl. Auslandsstudium des Verfassers.
Storm, Skard, Hanssen und Walter34 meinen, Theodoricus
habe sich aller Wahrscheinlichkeit nach nur wenig auf Pri-
márquellen gestutzt. Die dafiir vorgebrachten Grunde sind