Studia Islandica - 01.06.1989, Blaðsíða 108
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eigentlich darauf hin, da8 seine Geschichte etwas Neues
bringt: „/... / cui forte displicuerit seriem rerum gestarum sic
me ordinasse, quæso ne me mendacii arguat/.../“ (vgl. G).
Die Möglichkeit besteht jedoch auch, daB es sich bei Theo-
doricus um einen Topos (im pejorativen Sinne) handelt,
wenn er sagt, er schreibe als erster die Geschichte seines Vol-
kes.317 Eine der Aufgaben des Exordiums war, Interesse zu
gewinnen durch die Versicherung, Neues zu bringen.318 Fru-
her schon wurde auf verschiedene Topoi des Autors aufmerk-
sam gemacht. Die synchrone Methode lá8t an Werke anderer
Geschichtsschreiber denken, die ungefáhr zur selben Zeit
lebten und von áhnlichen kulturellen Einflússen geprágt wa-
ren. Hier kann man, wie schon im Zusammenhang mit den
Skaldengedichten, an Svend Aggespn und Saxo erinnern. Sie
scheinen dieselben Kunstmittel wie Theodoricus angewendet
zu haben.319
Betrachtet man Theodoricus’ Text im richtigen Zusam-
menhang und berucksichtigt die Arbeitstechnik und Ge-
wohnheiten mittelalterlicher Autoren, so finden sich in der
Chronik weder paradoxe Aussagen, noch spricht etwas dage-
gen, daB Theodoricus islándische SchriftqueWtn wie z.B. die
Búcher von Sæmundr und Ari benutzt haben kann.
Da nun Theodoricus’ Quellenangaben nicht zu entnehmen
ist, inwiefern er sich auf islándische Geschichtswerke gestútzt
hat, die verlorengegangen sind, kann hier niemals die Rede
von Beweisen sein, sondern nur einem gewissen Grad von
Wahrscheinlichkeit. Das, was sich mit Theodoricus’ Werk
vergleichen láBt, sind z.B. chronologische Angaben Aris, die
erhaltene íslendingabók und das Gedicht Noreghs konga tal,
das z.T. auf Sæmunds Buch beruht. Úberdies wáren allerlei
Textstellen in anderen Schriften, wo Sæmundr und Ari er-
wáhnt werden, zu beachten.
Das Noreghs konga tal320 hat auffallend vieles gemein mit
dem Stoff der norwegischen Königschronik. Hier sei vor al-
lem der Tod von Hákon Aðalsteinsfóstri, Haraldr gráfeldr,