Studia Islandica - 01.06.1989, Blaðsíða 46
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terials wáre jedoch die Voraussetzung fur eine Darlegung, die
auf eine gewisse Gultigkeit Anspruch erheben will.1 Trotz al-
ler UngewiBheit in manchen Fragen und der Tatsache, da6
das Mittelalter eine systematische Geschichtsmethodik nicht
gekannt hat,2 kann man anhand des bereits erforschten Mate-
rials, u.a. vereinzelter Arbeiten zu bestimmten historiogra-
phischen Aspekten, zu einigen Ergebnissen kommen. Bei ei-
ner vergleichenden Untersuchung mittelalterlicher Ge-
schichtswerke verschiedener europáischer Lánder lassen sich
námlich gemeinsame Grundzuge wenigstens bis etwa 1200
feststellen.3 Theodoricus scheint in dieser Hinsicht keine
Ausnahme zu sein.
Eine der Hauptforderungen sowohl antiker wie mittelalter-
licher Historiographie war, nichts anderes als die Wahrheit zu
sagen.4 Fast alle Geschichtsschreiber beteuern gegenúber ih-
rer Zuhörer- oder Leserschaft die Wahrheitsliebe, und das tut
auch Theodoricus in seinem Vor- und Nachwort (vgl. „Veri-
tatis vero sinceritas“ und „quæso ne me mendacii arguat“;
MHN, S.4 und 68). Dies muB jedoch nicht bedeuten, daB
man das Postulat der Wahrheit in Wirklichkeit immer erfúllt
hat. Hier handelt es sich um ein Problem, das generell fúr die
Methoden und Arbeitsweise des Mittelalters gilt.5 Es ist nám-
lich manchmal schwierig zu beurteilen, ob ein Historiograph
gemáB seiner Uberzeugung schreibt oder nur Phrasen úber-
nimmt,6 vgl. die vorhergehende Behandlung der Topoi.
Zum Beweis der Glaubwúrdigkeit ihrer Darstellung geben
Geschichtsschreiber Quellen oft schon am Anfang ihres Wer-
kes an. Man kann dabei drei Quellenarten unterschiedlichen
Werts erkennen: die Augenzeugenschaft des Autors selbst,
schriftliche und múndliche Quellen:7
Déjá Orose distinguait ce qu’il avait vu, ce qu’il avait entendu et ce qu’il
avait lu/... /Béde ne faisait que le suivre lorsqu’il disait avoir composé son Hi-
stoire ecclésiastique du peuple anglais „avec ce qu’il avait pu apprendre dans les
écrits des anciens ou par les récits des ancétres, ou avec ce qu’il savait lui-mé-
me pour en avoir été témoin /... /“. Cent autres, aprés Béde, et jusqu’á la fin
du Moyen Age, dirent comme lui/.../8