Studia Islandica - 01.06.1989, Blaðsíða 44
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Die Einstellung des Autors zur geistlichen und königlichen
Gewalt, d.h. zum Kampf zwischen „sacerdotium“ und „reg-
num“, ist schwierig zu beurteilen. Ganz allgemein ist zu sa-
gen, daG nicht zuletzt der Investiturstreit das Interesse an der
Historiographie geweckt und sie als Mittel zum Zweck be-
nutzt hat.163 In bezug auf Theodoricus wáre eine Antwort auf
die vorhergehende Frage noch am ehesten in seinen Digres-
sionen zu finden. Eben dies meint A. O. Johnsen sehen zu
können:
Det er flere momenter som opfordrer til en revisjon av det gamle syn pá
Th.’s digresjoner. Disse har hittil vært betraktet enten som harmlpse innskudd
av forfatteren i den hensikt á more leseren eller nærmest som lærd svada./... /I
flere tilfelle er en slik karakteristikk riktig, men digresjonene byr oiensynlig
ogsá p& noe mer, nemlig pá hðist interessante allusjoner som viser til forhold i
forfatterens egen samtid.164
Johnsen glaubt, Theodoricus proklamiere in manchen Ex-
kursen u.a.den Primat des Sazerdotiums.165 Hier werden die
von ihm angefiihrten Argumente nicht náher besprochen. Es
soll nur darauf hingewiesen werden, daG einzelne Forscher
anderer Ansicht sind. Jens S. Th. Hanssen sagt z.B.: „To me
it is evident that Th. shares the older view on the desirability
of collaboration between Pope and King, who had both their
different spheres, but also common interests/... /“166 Die Tat-
sache, daG zwei so entgegengesetzte Thesen vertreten werden
können, zeigt, daG weder den von Johnsen noch Hanssen
oder anderen Forschern vorgebrachten Grunden ein ent-
scheidendes Gewicht zukommt.
Gleichfalls scheint Theodoricus’ Haltung gegenuber König
Sverrir unklar zu sein. Wenngleich der Text des Autors ver-
schieden interpretiert wird, ist die Mehrheit der Forscher der
Meinung, daG Theodoricus gegen Sverrir und seine Anhán-
ger polemisiere.167 Johnsen meint z.B., daG der Exkurs úber
Julianus den Apostaten im 8. Kapitel der Königschronik
(MHN, S. 15-16) eine Anspielung auf König Sverrir, den
„djijfulsprestr", sei.168 Diese Beobachtung ist sehr bemer-
kenswert, und Johnsen findet hier die Zustimmung Hans-