Studia Islandica - 01.06.1989, Blaðsíða 33
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schichtsdarstellung wesensáhnlich war. Der Unterschied lag nur darin, dass
die Narratio nur wahrscheinliche, die Geschichte dagegen wahre Tatsachen
enthalten musste.84
Wenn auch Theodoricus’ Stil im groBen und ganzen einfach
ist, bedeutet das nicht, daB er gleichartig ist. Ein unterschied-
licher Stil wird je nach Stoff, Absicht des Verfassers und so-
zialer Stellung der Zuhörer- oder Leserschaft angewendet.85
Nicht zuletzt kann er auf verschiedene, vom Autor beniitzte
Quellen zuriickzufiihren sein, wie z. B. Eiliv Skard meint:
In den Digressionen hat er seine fremden Quellen sprachlich verwerten
können; in der Darstellung der norwegischen Geschichte hat er dagegen die
Sprache selbst gestalten, der islándischen Tradition lateinische Tracht geben
mvissen. Diese Sprache, dieser Stil ist ohne Prunk/.../86
Det er ei kjennsgjerning at visse stykke av Th. s. skildring-om Olavs styre,
martyrdod og gravlegging - er haldne i ein svært hðglagd stil, ein ekte legende-
stil som vik sterkt av frá den heller turre stilen til Th. elles; det kan vera grunn
til á tru at desse stykka gár tilbake til den Translatio Olavi som vart sett opp
snart etter Olav var fallen, men som ná er bortkomen/.../87
Dem Obigen ist hier ganz zuzustimmen. Dagegen verallge-
meinert Skard zu sehr, wenn er sagt: „Ein nuchterner Jahr-
buchstil, mit reichlicher Verwendung von Vulgata und Sal-
lust, aber ohne poetische Wendungen und rhetorische Kunst-
mittel - so darf man den Stil des Theodricus charakterisie-
ren.“88 Im Kapitel úber den Stoff der Norwegischen Königs-
geschichte wurde zwar auf bestimmte, an Annalen- oder
Chronikenstil erinnernde Abschnitte hingewiesen,89 aber das
gilt nicht generell fúr die Sprache des Werkes. Skards Be-
hauptung ist auch von Forschern kritisiert worden, die Theo-
doricus’ Schilderung nicht als kunstlos, sondern rhetorisch
gefárbt betrachten wollen.90 Dies ist richtig, zumal ja der Ein-
fluB der Rhetorik u.a. auf Vor- und Nachwort des Verfassers
bereits gezeigt worden ist.
Zu den Charakteristika Theodoricus’ gehören seine zahl-
reichen Verse aus Werken klassischer Autoren. Dazu hat
z.B. Charles H. Haskins folgendes zu sagen: „As regards ex-