Studia Islandica - 01.06.1989, Blaðsíða 38
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Et quia pæne nulla natio est tam rudis et inculta, quæ non aliqua monu-
menta suorum antecessorum ad posteros transmiserit, dignum putavi hæc,
pauca licet, majorum nostrorum memoriæ posteritatis tradere.126
Der Verfasser will die Ereignisse der Vergangenheit vor
dem Untergang retten und ihnen Fortdauer sichern, da kaum
ein Volk so kulturlos sei, daB es dies nicht táte. Damit ist man
auch beim Zweck des Werkes angelangt, der nun náher un-
tersucht werden soll.
6. Intention und Tendenz
Kaum ein Autor schreibt ohne Ziel oder Absicht.127 Den
eben genannten Grund Theodoricus’ zur Abfassung seiner
Chronik findet man gar nicht selten bei mittelalterlichen Hi-
storiographen. Hier wáre z. B. Wilhelm von Malmesbury zu
nennen, iiber den Heinz Richter sich folgendermaBen áuBert:
„Seine beiden Gesta gehen von dem Gedanken der National-
geschichte aus. Der nationale Stolz trieb ihn iiberhaupt zum
Geschichte Schreiben I...I Leuchten des Vaterlandes wollte
er der Vergessenheit entreiBen /.. ,/“128
Auch Saxo Grammaticus sei erwáhnt, der im Vorwort der
Gesta Danorum sagt, er habe die Geschichte seines Volkes
auf die Bitte des Erzbischofs Absalon hin geschrieben, denn
„cæteræ nationes rerum suarum titulis gloriari voluptatemque
ex majorum recordatione percipere soleant14.129
In beiden Fállen spielt patriotischer Ehrgeiz eine Rolle wie
auch im Epilog der Þórðarbók der Landnáma, wo vom AnlaB
zu islándischer Geschichtsschreibung berichtet wird:
Þat er margra manna mál, at þat sé óskyldr fróðleikr at rita landnám. En vér
þykjumsk heldr svara kunna útlendum mqnnum, þá er þeir bregða oss því, at
vér séim komnir af þrælum eða illmennum, ef vér vitum víst várar kynferðir
sannar, svá ok þeim mqnnum, er vita vilja fom fræði eða rekja ættartqlur, at
taka heldr at upphafi til en hpggvask í mitt mál, enda eru svá allar vitrar þjóðir,
at vita vilja upphaf sinna landsbyggða eða hvers<u> hvergi til hefjask eða
kynslóðir.130
J