Studia Islandica - 01.06.1989, Blaðsíða 147
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B. Sœmundr und Ari
Als náchstes gilt es zu untersuchen, ob der Autor der Hi-
storia Norvegiœ auBer islándischen „kvæði“ noch andere is-
lándische Quellen benutzt haben kann.
Einige Forscher meinen auf Grund inhaltlicher Kriterien,
Sæmunds verlorenes Buch könne der Chronik als Vorlage ge-
dient haben,20 andere verneinen dies.21 Die wichtigsten gegen
erstere Annahme vorgebrachten Grunde sind folgende: Der
norwegische Geschichtsschreiber sage selbst, daB keiner vor
ihm versucht habe, ein solches Werk in lateinischer Sprache
abzufassen („hucusque latino eloquio intentatum“, vgl. Zitat
8)22 (1); die Chronologie der Historia Norvegiœ sei nicht iden-
tisch mit der von Sæmundr23 (2); da Theodoricus Sæmunds
Arbeit nicht gekannt habe, seien Gemeinsamkeiten seiner
Chronik, des Ágrips und der Historia Norvegiæ mit dem
Noreghs konga tal (Sæmundr) „fællesgods“ innerhalb der
norrönen Tradition24 (3).
In bezug auf Argument (1) ist hier den Erklárungen Sieg-
fried Beyschlags und Svend Ellehöjs nur zuzustimmen:
In welchem Umfang gilt dies intentatum'! Fiir lateinische Geschichtsschrei-
bung iiberhaupt?/.../Oder nur fur die unmittelbar vorher umrissene Aufga-
be? [vgl. obige Zitate 6 und 8] Die Beantwortung dieser kontroversen Frage
wird immer Auffassungssache bleiben; ich glaube, daB der Zusammenhang
der Stelle und gerade der relative SatzanschluB: Quod negotium auf die Drei-
teiligkeit weist: dies ist ja die gestellte Aufgabe, „mit úberlegenem Verstand
ausgedacht"/.../, unerfahrenen Schultern auferlegt, noch niemals in lateini-
scher Sprache versucht. So verstanden, laBt die Stelle die Möglichkeit auch fúr
lateinische Vorláufer offen, die nicht dieses dreifache Thema aufweisen, z.B.
nur eine rectorum genealogia bringen wie Th./.../ 25
I pvrigt udelukker forfatterens udtalelse i sig selv næppe, at ogsá latinske
fremstillinger af Norges historie har stáet til hans disposition. Det var tidens
skik, at skribenter betonede deres værkers karakter af pionerarbejder som en
undskyldning for fremkomsten, og dette udelukkede ikke, at i hvert fald en
del af deres stof i forvejen var behandlet skriftligt.26
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