Studia Islandica - 01.06.1989, Blaðsíða 34
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ternal form, the historical works of the twelfth century reflect
the humanism of the age in a fondness for Latin verse.“91 Das
Kunstempfinden des Mittelalters fiihrte dazu, da8 man Prosa
und Vers gerne mischte.92 Ein solcher Stil war allerdings
schon in der Antike gebráuchlich (Menippos von Gadara, Pe-
tronius, Martianus Capella, Boethius), bekam aber in den
Stilistiken des 12. und 13. Jahrhunderts einen eigenen Na-
men: prosimetrum.9i Historiographie im Mittelalter war so-
mit keineswegs an eine bestimmte Form gebunden. Es war in
erster Linie der Inhalt (Stoff), der Geschichte und Dichtung
trennte.94
Fur die Strophen und Verse gilt dasselbe wie fúr verschie-
dene andere Zitate Theodoricus’ aus Werken antiker und
mittelalterlicher Autoren, d.h. beides paBt gut in den Zusam-
menhang seiner Geschichte und dient zur Bekráftigung oder
Betonung dessen, was er sagt. Auch kommt dort u. a. die mo-
ralische Haltung des Verfassers zum Ausdruck. Indem er
„auctoritas" zitiert, gibt er seinen Anschauungen mehr Ge-
wicht.
Schon frúher wurde ein anderes Charakteristikum Theodo-
ricus’ erwáhnt, námlich seine Digressionen.95 Dieses rhetori-
sche Stilmittel war ásthetisches Prinzip im Mittelalter und
sehr beliebt.96 In Abschweifungen sah man keinen Wider-
spruch zur „brevitas“ der Darstellung im ganzen gesehen; sie
selbst sollten aber einen knappen Stil aufweisen und in logi-
schem Zusammenhang mit der „narratio“ stehen.97 Lángere
Exkurse versah man mit Úbergangsformeln, den sogenann-
ten „aphodoi",98 vgl. folgende Beispiele in Theodoricus’
Text: Sed ad nostra redeamus (MHN, S. 12), Sed revertamur
ad nostra (MHN, S. 16), Sed regrediamur in Norwagiam
(MHN, S. 48), Iam vero nostra persequamur (MHN, S. 54),
Redeamus ad nostra (MHN, S. 60). Der Autor folgt dieser
Regel jedoch nicht immer hinsichtlich seiner verschieden lan-
gen Digressionen. Manchmal ist es auch Ermessenssache,
was man als Abschweifung bezeichnen soll.
Carol J. Clover ist der Auffassung,99 Formeln wie „Hæc de
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