Studia Islandica - 01.06.1989, Blaðsíða 16

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Lehmann vermutet, da6 die heute verschollene Hand-
schrift zu den in Liibeck beschlagnahmten dánischen Manu-
skripten des Legaten Marinus de Fregeno aus Parma gehörte.
Papst Kalixt III. hatte diesen Bucherfreund 1457 als Nuntius
nach Norwegen, Dánemark und Schweden geschickt. Er soll-
te den Kreuzzug gegen die Turken predigen und Geld dafúr
sammeln. Gegen Marinus wurden jedoch heftige Klagen we-
gen Unterschlagung pápstlicher Einkúnfte und Búcherdieb-
stahls erhoben. 1465 gab deshalb Papst Paul II. den Auftrag,
Gelder und Gúter des Marinus zu konfiszieren und den Lega-
ten selbst zu verhaften. So kam es, daB u. a. Handschriften
aus dem Besitz des pápstlichen Kollektors sowohl in Lúne-
burg als auch in Lúbeck beschlagnahmt und z. T. an den Lú-
becker Rat verkauft wurden.2
Es war dann der deutsche Gelehrte Johannes Kirchmann
(1575-1643), Schulmeister und Bibliothekar, der die obenge-
nannte Pergamenthandschrift in den Jahren zwischen 1620
und 1625 in der Ratsbibliothek zu Lúbeck fand. Der Codex
enthielt, wie Lehmann von Bibliotheksdirektor Dr. Struck
(Lúbeck) feststellen lassen konnte: „Eiusdem (scil. Josephi)
de bello Judaico lib. VII in membr.; Theodorici monachi hi-
storia de antiquitate regum Norwegiensium; vita b. Genove-
fae virginis edita a domino Wilhelmo abbate de Paracleto; hi-
storia de profectione Danorum in Hierosolymam.“3
Die Tatsache, daB drei von den vier Texten deutlich in dá-
nisch-norwegisches Ursprungsgebiet des Codex weisen und
der Text des Josephus zu den Lúbecker Berichten paBt, daB
dem Marinus gerade Josephushandschriften abgenommen
wurden, gab Lehmann AnlaB zu obenerwáhnter Vermutung
úber das Schicksal der verschollenen Handschrift.
J. Kirchmann wollte sowohl Historia de antiquitate regum
Norwagiensium als auch Historia de profectione Danorum in
Hierosolymam edieren und hatte zu diesem Zweck den Text
abgeschrieben. Er korrespondierte mit verschiedenen Beam-
ten und Gelehrten in Dánemark wegen seines Fundes. Als
der dánische Reichskanzler Christian Friis 1629 nach Lúbeck