Studia Islandica - 01.06.1989, Side 39
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Die synchrone und vergleichende Methode ergeben, da6 es
sich um einen gemeinsamen kulturgeschichtlichen Hinter-
grund obengenannter Geschichtswerke handeln muB. Dieser
wird jedoch spáter in betreffendem Kapitel kurz dargelegt.
Obgleich Theodoricus einen bestimmten Zweck seiner
Schrift angibt,131 ist damit nicht gesagt, daB die Grunde fur
deren Abfassung nicht mehrere gewesen sein können oder so-
gar gánzlich andere,132 ganz zu schweigen davon, daB ein
Werk mit explizit formulierter oder implizit vorhandener In-
tention des Autors eine völlig unbeabsichtigte Wirkung beim
Publikum erzielen kann.133 Was den impliziten Zweck be-
trifft, kann nur der Text selbst Anhalte geben.
Eines der Probleme bei Theodoricus besteht schon im Titel
seiner Chronik. Die Handschriften L, M, A und B.C. Kirch-
manns Edition (K) haben folgende Uberschrift: „Incipit pro-
logus Theodrici monachi in Ecclesiastica historia Norwagien-
sium.“ Einzig und allein S hat die Variante: „Incipit prologus
Theodrici monachi in historiam suam de antiquitate regum
Norwagiensium.“134 Theodoricus nennt danach sein Werk
noch dreimal - im Prolog selbst, nach der Kapiteltibersicht
vor dem Haupttext und am SchluB - „historia de antiquitate
regum Norwagiensium“.135 Alle Handschriften und K stim-
men darin úberein. Storm wáhlte fúr seine Ausgabe die Va-
riante von S, da er dieses Manuskript fúr das in vieler Hinsicht
beste hielt. M. Cl. Gertz meinte, daB „Ecclesiastica historia“
eine willkúrliche und falsche Ánderung J. Kirchmanns wá-
re,136 aber J. Ph. Murray fragte schon vor langem: „Sollte
man etwa daher schlieBen, daB Theodrichs Hauptsache gewe-
sen, eine Norwegische Kirchengeschichte zu schreiben /.. ,/“137
Gertz’ unbegrúndeter Behauptung ist schwerlich zuzustim-
men. Was sollte J. Kirchmann dazu veranlaBt haben, den Ti-
tel der Chronik an dieser einen Stelle entscheidend zu án-
dern? Man kann vielmehr annehmen, Stephanius habe die
Prologúberschrift auf Grund des Wortlautes der drei anderen
Textstellen geándert.
Murrays Frage wáre schon eher in Betracht zu ziehen, aber