Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 82
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SAMMELNAMEN FUR VIEH
Das Wort bedeutet urspriinglich und noch anord. »Wohnung, Auf-
enthaltsort« (aschwed. und adån.); »(båuerlicher) Haushalt, Wirtschafts-
betrieb« (bes. awestn.), dann auch »Eigentum im allgem.« (bes. aschwed.
und adån.). Obwohl die spezielle Bed. »Viehstand eines Hofes« schon
aus dem Anorw. und Aisl. wie auch aus Urkunden von Shetland und
Orkneys101 uberliefert ist, kennt das heutige Får. nur die Bed. »Haus-
halt, båuerliche Wirtschaft, Inventar«, und auch dem isl. bu haftet noch
heute im allgem. etwas von dem urspriinglicheren, allgemeineren Sinn
von »Haushalt, Wirtschaftsbetrieb« an. Das Wort ist heute in der vor-
liegenden Bedeutung auf ganz Island ausser den Wes tf jorden ver-
breitet, wird aber gewohnlich nicht ganz synonym mit åhofn, bustofn
und den iibrigen Wortern frir »Viehstand« gebraucht. Als wichtigster
Bestandteil eines Landwirtschaftsbetriebes steht zwar das Vieh auch hier
im Vordergrund, doch schliesst der Begriff bu oft auch das iibrige land-
wirtschaftliche Inventar wie Geråte, Maschinen u.dgl. ein102.
Wåhrend das Wort i.S.v. »Vieh« im Shetl. heute nur in einigen Zu-
sammensetzungen wie bulag »special kind or breed of cattle«, buman
»a brownie«, butiind »cattle tithe, tithe of milk-cows« und vielleicht in
einigen Ortsnamen103 bewahrt ist, ist es in Norwegen zwar in dem
oben umschriebenen siidwestlichen Gebiet, ausserdem vereinzelt im
Nordwesten noch erhalten, ist jedoch auch hier stark im Schwinden
begriffen. Bu hat sich hier stårker von dem Begriff »(Inventar eines)
Landwirtschaftsbetriebs« gelost und wird meist nicht als spezielles Wort
flir »Viehstand«, sondern unter den allgemeinern Wortern fur »Vieh«,
bes. »Rindvieh« genannt104. Inwiefern der Begriff »Viehstand« noch
vorherrscht oder wenigstens mitschwingt, ist im einzelnen schwer auszu-
machen (vgl. § 13); auf Karte 5 sind diejenigen Belege eingezeichnet,
bei denen dies einigermassen wahrscheinlich ist. Dass die Bed. »Vieh-
stand« noch bis in die neuere Zeit herrschend war und noch heute an
manchen Orten dominiert, zeigen die recht zahlreichen Angaben, wonach
das Wort nur in der bestimmten Form gebraucht wird105, sowie die
101. Jakobsen, Shetl. I 83. Lt. E. Bjorkman, SSUF 1897/1900, S. 4 kommt es in
dieser Bedeutung auch in schott. Dialekten vor.
102. Vgl. Isl. 56: »aOallega um lifandi gripi, en stundum lika um verkfæri, vélar
osfr.«, 62: »aåallega um skepnur, en getur lika tåknaå verkfæri o.bv.l.«
103. Buttes, Buskord lJ. Jakobsen, Aarbøger 1901: 85).
104. In dieser Bedeutung schon anorw. in einer Urkunde aus Ro g. 1366 (Anm. 42).
105. Tel. 7a,14,15; A-Agd. 10,14,15, Her. (NO), Åmli (NO); V-Agd. 6, Venn.
(OS 43), Kvin. (NO), Tonstad-Øvre Sirdal (OS 43); Ro g. Skjold (OS 43).