Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 225
SCHWANZ
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88. Mit isl. stertur, norw. stert (stjert) m. gelangen wir zu einigen Wortern,
die gewohnlich im Sinne von »Steiss, Hinterer« gebraucht werden und
mehr nur gelegentlich (mit fliessenden Ubergången) die Bed. »Schwanz«
annehmen. Stert, das awestn. wie auch gewohnlich in den nnorw. Dia-
lekten und im norw. Bm.66 den Hinterteil von Vogeln bezeichnet, er-
scheint im FB an einigen Orten Norwegensin der Bed. »kurzer Schwanz«
von Ziegen67 oder von Hund und Katze68, in gleicher Bedeutung auch
in der Zss. rumpestert™. Isl. stertur bezeichnet zunåchst auch das Schwanz-
stiick eines geschlachteten Tieres70 und scheint von hier aus gelegentlich
auf den Pferdeschwanz im allgemeinen ubertragen zu sein (so lt. Isl.
32 und Blondal).
Norw. rauv f., das in der Bed. »Hinterer, Podex« verbreitet ist, scheint
in engem lokalem Rahmen im sudostl. Jæren (Rog. 1,3) wirklich die
Bed. »Schwanz (von Rind, Schaf, Ziege, Hund, Katze)« angenommen
zu haben. Damit stimmen mehrere Angaben aus dem Far. iiberein,
wonach entspr. reyv auch als Bezeichnung des Schwanzes, bes. von
Rind und Schaf, gebraucht wird. Da JM nur die Bed. »bagdel, podeks«
kennt, ist freilich damit zu rechnen, dass das Wort (wie dies aus der
Angabe Får. 19 hervorgeht) nicht nur den Schwanz, sondern den ge-
samten Hinterteil mit Einschluss des Schwanzes umfasst, doch fållt
anderseits auf, dass an mehreren der betr. Orte71 hali fehit.
Noch deutlicher bezeichnet får. gumpur (vgl. § 129), obwohl von
mehreren Gww. in der Bed. »Pferdeschwanz« genannt, die ganze Kreuz-
partie einschliesslich des Schwanzes72.
66. Vgl. Fritzner III 541; Aasen; Ross; NROB II 2191/2.
67. Rog. 3 (auch Schweine),15,18a; Sogn o.F. 5,13.
68. Rog. 23; Nordi. 12a.
69. Allgemein von kurzen Schwanzen Østf. 10; V-Agd. 16, von Ziegen Rog. 14a;
Hord. 8, von Hunden und/oder Katzen Rog. 23; Hord. 15b. In Obereinstim-
mungmit der gewohnlichen Bedeutung des Wortes im Isl. wird norw. stert lt. V-Agd.
21 vom festen Teil des Pferde- und Kuhschwanzes gebraucht; vgl. auch die Bed.
»Steissbein« in Nord-Gbd. (NO GrMs).
70. S. Blondal 797. Prof. Jon Helgason kennt die Zss. råfustertur fiir das als
Speise zubereitete Schwanzstiick des Schafes (Reyøarfjordur; miindliche
Mitteilung).
71. Får. 2,4,12,23,25.
72. Auf einige weitere periphere Typen, die auf Karte 29 nicht berucksichtigt sind,
sei hier nur kurz hingewiesen: norw. lok Hord. 7, rovelok Hord. 34 »Ziegen-
schwanz« (zu lok »Deckel« ? oder mit altem 6 zu isl. lokur »Penis« ?), — norw.
spræl m. Hord. 21a, rumpespredl Hord. 8, ebenfalls vom Ziegenschwanz, lt.
Torp 699 auch von einem kurzen Schafschwanz (Voss, S-Hord., Ryf.), — isl.