Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 165
KASTRIEREN
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von da (genauer bestimmt : vom siidlichen Lap pi.; vgl. krek § 15)
aus auch nach dem mittleren Helg. (Nordl. 6 snøyp’ vom Eber, 7
sneip' von Widder und Bock) hiniiber.
Im Awestn. scheint noch durchwegs gelda vom Verschneiden månn-
licher Tiere, auch von Pferden, gebraucht worden zu sein7. Von den
beiden andern Haupttypen ist zwar vana (øn-Vb. zu anord. vanr Adj.
»entblosst, ermangelnd«, also eigentlich »vermindern, verderben, ver-
stiimmeln«; vgl. norw. dial. vana »verringern, verschwenden« Tel.,
schwed. dial. forvana »verderben«) vom Kastrieren von Menschen schon
aus dem Anorw. (aus dem neueren Kirchengesetz des Borgarthing8) be-
zeugt, so dass wir damit rechnen mussen, dass die Bed. »beschneiden«
schon vor der isl. Landnahme existierte, doch ist es zweifelhaft, ob das
Wort schon damals auch vom Kastrieren von Haustieren gebraucht
wurde.
Skjera, eigentlich »schneiden, beschneiden« (mit hest usw. als Objekt),
ist dagegen in der vorliegenden Bedeutung aus dem Anord. noch nicht
iiberliefert, ist aber heute nicht nur im Norw., sondern auch im Dån.
und Schwed. verbreitet, wobei der Gebrauch im Suden, im Dån.9 wie
auch auf Go ti.10, im allgem. umfassender ist, wåhrend die schwed.
Reichssprache* 11 wie auch nordliche Dialekte12 dieselbe Spezialisierung
aufs Pferd (und zT. Schwein) wie das Norw. kennen13. Dass diesem Ty-
pus in den norw. Mundarten kein hohes Alter zukommt, wird durch
mehrere Angaben erwiesen, welche zeigen, dass er gegenuber gjelda als
junger empfunden wird14, sowie auch durch die Tatsache, dass ihn die
ålteren Wortersammlungen noch nicht kennen. Er hat denn auch, we-
nigstens teilweise, nicht unmittelbar gjelda aus einem Teil seines Gel-
tungsbereichs verdrångt, da ihm in weiten Gebieten Norwegens jalka,
7. Vgl. die zahlreichen Belege bei Fritzner I 575. Von geldir hestar als Zahlungs-
mittel ist in der Sturlunga saga (Forgik saga ok Haflida Kap. 31) die Rede.
8. Vgl. Fritzner III 850 (neues Kirchengesetz des Borgarthings 17: vitstolnir menn
oc vanaåir).
9. Vgl. ODS XX 20; Feilberg III 277.
10. skara ut, ur, von Hengsten, Stieren, Schweinen (Gustavson 887).
11. Vgl. Ostergren VI 619; Ill.Sv.OB. 1416.
12. Solt. Angaben aus Gagnef in Dalarna, Bodsjo in Jåmtl., Nederluleå in
Norrb. (ULMA).
13. skera ut »kastrieren« nennt LF auch furs Far., doch wird dies durch das FB nicht
beståtigt.
14. So aus Hord. 4,22,28(b); Nordi. 12(b). Nur lt. Oppl. 9 wird skjera jetzt von
gjelda wieder zuriickgedrångt.