Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 388
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RIND
Får. drynja wird sozusagen allgemein von schwachem, langgezoge-
nem Muhen (lt. Får. 5,11 besonders aus Schmerz beim Kalben, lt. 9
zB. im Schlaf oder bei Krankheit, lt. 23 aus Verlangen nach Futter)
gebraucht. Nur Får. 12,14 beziehen es auch, 15 ausschliesslich auf die
Normallaute.
Im Norw. treten gelegentlich iterativ-intensive t-Erweiterungen auf,
die sich aber in der vorliegenden Bedeutung durchaus im Rahmen der
heutigen Verbreitung von drynja (und drun(n)a) halten: drunta in Østf.,
Akersh. mit Hedm. 6 und Tel. 13 (hier dronda), lt. NO auch in A-Agd.
Valle und literarisch bei Vinje, drynta in V-Agd. 19, lt. NO auch in
Tel. Solum. Wenigstens die umlautslose Form ist jedoch in anderen
Bedeutungen wie »zaudern, langsam sein«, auch »schmollen«, »furzen«
viel weiter verbreitet (vgl. Aasen, Ross), und beide Formen haben
ausserdem ihre Entsprechungen (allerdings nicht in der vorliegenden
Bedeutung) in schwed. und dån. Dialekten15.
192. In fast ganz West- und Sudwestnorwegen ist tryta16 an die
Stelle von drynja getreten: in A-Agd. ohne den ostlichen Teil, in V-Agd.,
Rog., Hord. (im mittleren und nordlichen Teil neben syta), Sogn o.F.
und S-Møre, in den letztern beiden aber im allgem. ohne die innersten
Fjordgebiete, wo syta herrscht. Das Wort wird gewohnlich als ian-Wb.
flektiert, doch hat es sich nicht selten wenigstens im Prås. (tryt, try ta,
bes. håufig in N-Hord.), zT. aber auch im Pråt. (traut Hord. 36) und
im Inf. und Part.Pråt. ([d trouda, try da, troud, tro da] V-Agd. 16) dem
st.Vb. trjota »zu Ende gehen« angeschlossen17.
Schon Aasen bezeichnet es ausdrucklich als Synonym zu drynja.
Genauen Aufschluss iiber den Gebrauch gibt eine Angabe in NO fur
Hord. Voss und Evanger: ’tryta vert sagt um den ljod kyr gjev frå
seg med attlaten munn eller når dei: 1. er svoltne, 2. ventar på å verta
mjølka, 3. ankar seg’. Lt. A-Agd. 18 bezeichnet das Wort auch den
Laut, den Kiihe aus Zårtlichkeit von sich geben. Es wird, soweit es
bezeugt ist, fast ausschliesslich von der Stimme des Rindes gebraucht;
einzig Ross gibt frir Dalane auch die Bed. »schmollen (von Menschen)«
an und aus dem oberen Gbd. belegt NO die Medialform trytast in der-
selben Bedeutung. Trotz der semantischen Ubereinstimmung mit
15. Vgl. E. Hellquist, ANF 14 (1898): 13 f.
16. Gelegentlich auch smålryta, lt. Rog. 25a nur dies.
17. Vereinzelt erscheint auch dei trytar nach den d«-Vbb.