Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 109
BRUNST DER STUTE
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ålea S-Tr. 13a,15,18b8: <anord. *dlægin9. Dieser Form entspricht genau
isl. dlægin, das in einem vereinzelten Beleg aus Siidostisland10, durch
einen Beleg aus Bolu-Hjålmar (1796-1875) in OH aber auch fur
Nordisland (Eyf./Skag.) bezeugt ist. Sonst gilt im Isl. indekl. ålægja
ausser im Nordwesten (mit åla) und im Osten, wo nur die verbale Fiigung
hryssan er i (hesta)latum gebråuchlich ist. Ålægja begegnet schon in der
Gubbrandsbiblia 1586 (OH); vereinzelt wird es auch als fem. Subst.
gebraucht (PI. dlægjur. Skirnir 1892; OH).
Sowohl die historische Uberlieferung als auch die råumliche Lagerung
sprechen dafur, dass dlæg(r) urspriinglich, *ålægin(n) daraus im An-
schluss an die /'n-Adjektive umgebildet ist. Anord. ist nur die erste
Form sicher bezeugt (Jonsbok; s.o.); ein zweiter Beleg aus Grågås (Akk.
fneri ålægja) gehort eher ebenfalls hieher als zum nisl. indekl. Adj.
Geographisch gesehen, liegen die auf *dlægin beruhenden norw. Formen
im Zentrum des mittelnorw. Verbreitungsgebietes* 11, am Siid- und Siid-
westrand sowie im Norden umgeben von Formen, die auf diæg zuriick-
gehen. Wir haben demnach von dem ja-Adj. *an-ldgiaR12 auszugehen,
das wohl zu dem zwar vereinzelten, aber wahrscheinlich alten får.
dleggja {dia) »bespringen, den Paarungsakt vollziehen« (s.u.) gehort und
also urspriinglich »die bedeckt werden kann« bedeutet13. Die Umbildung
nach den m-Adjektiven muss jedoch schon friih stattgefunden haben,
da sie auf Island kaum selbståndig eingetreten sein wird und da sie
hier wohl indirekt (durch indekl. ålægja im 16. Jh.; s.o.) schon rel. friih
8. Zur Entrundung vgl. hier auch Reitan, Vokalavrunding SS. 208. 211 f.; Larsen,
Selbygm. S. 160.
9. Zur Femininform auf -a vgl. Ross NB. VIII 31, IX 49, auf -en Ross NB. V 47;
Reitan, Rørosm. S. 150.
10. Isl. 60.
11. Etwa in dem Mundartgebiet, das Ross NB. VIII ’Oustfjellmaar und Reitan
’Sydøsttrøndsk* nennt (vgl. § 247).
12. Der Ansatz mit -æ- in den Worterbiichern, den auch Torp S. 12 und Johannes-
son, Et.Wb. 751 ubemehmen, ist von den norw. Dialektformen aus, die eindeutig
auf -ø- weisen, entschieden abzulehnen. Die Schreibung x in Jonsbok und Grågås
kann bereits auf der Entrundung ø>æ beruhen. Die Ablautsstufe o begegnet
bei der vorliegenden Wurzel auch sonst; vgl. zB. norw. dial. løg ja »sich legen,
abflauen (vom Wind)«, løgje n., løgja f. »Windstille«.
13. Torp S. 12 vergleicht liggja å, offenbar etwa i.S.v. »angelegen sein (unpers.),
drången, aufdringlich sein«, was aber bedeutungsmåssig weniger befriedigt, da
ra-Adjektive meist, wenn auch nicht durchwegs, passivische Bedeutung haben
(vgl. zB. Henzen, Wortbildung § 125; Olson, App.Sb. S. 90). Die Umbildung
nach den w-Adjektiven diirfte freilich darauf beruhen, dass das Wort sekundår
als Neigungsadjektiv empfunden wirde.