Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 362
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RIND
spriinglich in engerem Zusammenhang mit entsprechendem schwed.
patt stand und spater im Zwischengebiet unter Einfluss des Bm.s durch
die zweisilbige Form ersetzt wurde. Da patt wenigstens aus V-Gotl.
bezeugt ist20, ist die Moglichkeit einer urspriinglichen Verbindung
jedenfalls nicht vollig auszuschliessen.
Obwohl diese Form auch der schwed. Reichssprache angehort, nennt
Rietz 496b nur zweisilbiges patte »spene, brostvårta«, das er als all-
gemein verbreitet bezeichnet. Ob das Wort wirklich in allen schwed.
Mundarten gebråuchlich ist, ist jedoch unsicher. Zwar kommt es auch
in Finnland (Egentliga Finland, Nord-Vasa) vor21, doch fehlen
jedenfalls Belege fur Vårmi.22, Dalarna23, Våsterb.24 und Goti.25.
Dies zusammen mit der ausgesprochen sudlichen Orientierung, die
das Wort in Norwegen zeigt, und mit der Tatsache, dass es im Dån.
sowohl am friihesten bezeugt26 als auch in der heutigen Reichssprache
und den Dialekten27 die absolut herrschende Bezeichnung der Zitze ist,
legt es nahe, in ihm eine — urspriinglich kindersprachliche28 — siid-
skand. Neuerung zu sehen, die sich schon relativ friih, nicht erst als
Bm.-Wort, nach Sudnorwegen ausbreitete. Dieser Vorgang fåilt
aber wohl doch erst ins spåtere Mittelalter oder in die beginnende
Neuzeit, da nisl. patti »kleiner Knabe, Knirps« gewiss nicht unmittelbar
zu unserm Wort gehort29.
176. Eine weitere Bildung imitativ-kindersprachlichen Charakters30,
die auf einem relativ grossen Gebiet an die Stelle von spene getreten ist,
ist norw. pappe m., vereinzelt (Hedm. 7) als fem. bezeichnet, tw. mit
labialisiertem Vokal: påppe Hedm. 4, poppe Hedm. 5 (dazu maripupper
PI. »kleine Zitzen ohne Milchader« Hedm. I)31.
20. Beleg aus Vartofta in ULMA. Ausserdem kommt patt auch in Medp. vor (Hell-
bom, Medelpad S. 1018).
21. S. Vendeli 687b.
22. ULMA.
23. DMO.
24. Lindgren, Burtråsk fuhrt nur spene an (S. 130).
25. Gustavson (nur spene).
26. Vgl. Kalkar III 458, V 801.
27. Vgl. zB. Feilberg II 790 f.; Skyum, Morsingm. I 91; Skautrup, Hardsysselm.
I 117; Jørgensen, Loll. belegt es wenigstens in der Bed. »weibliche Brust«.
28. Vgl. Hellquist 754; ODS XVI 594.
29. Entgegen Johannesson, Et.Wb. 585; Persson, Idg. Wortf. S. 263, Fn. 1.
30. Vgl. Hellquist 754 (unter patt); Persson, Idg. Wortf. S. 268, Fn. 2.
31. Vgl. dazu Larsen, Solør S. 124 f.